Utopisten auf dem Weg zu Mond und Mars
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Eine Stadt auf dem Mars oder ein Ausflug ins All: Geht es nach Menschen wie Jeff Bezos und Elon Musk, tummeln sich die Menschen bald im All. Zunächst soll es wieder zum Mond gehen. Dafür eifern Privatunternehmen um die staatlichen Aufträge.
Der Regierung von Donald Trump kann es offenbar nicht schnell genug gehen: Bis in fünf Jahren sollen US-Astronauten wieder auf dem Mond landen, kündigte Vizepräsident Mike Pence vor ein paar Wochen an. Und wenn die staatliche Raumfahrtbehörde Nasa das nicht hinbekomme, dann müsse eben die Organisation verändert werden, sagte Pence.
Genau das ist das Stichwort für den Auftritt verschiedener Privatunternehmen. Sie alle wollen in das Raumfahrtgeschäft einsteigen. Die einen tun es, um das Weltall für den Tourismus zu öffnen, andere wittern staatliche Aufträge und sehen den Mond nur als Zwischenstation auf dem Weg zum Mars an.
Darunter ist zum Beispiel Jeff Bezos. Der Amazon-Chef ist der reichste Mann der Welt. Mit seiner Weltraumfirma "Blue Origin" hat er ein Landemodul entwickelt, mit dem Astronauten auf dem Mond landen können.
"Seit drei Jahren arbeiten wir an dem Landemodul", erklärt Bezos. "Es ist sehr groß, kann aber sehr genau landen. Es ist 3,6 Tonnen schwer. Aus seinem Dach kann Material verstaut und untergebracht werden."
Das große Geld steckt nicht im Weltall-Tourismus
Bezos, der die Regierung von Donald Trump sehr kritisch sieht, pflichtet ihr ausnahmsweise bei. Die Idee von Vizepräsident Pence, bis 2024 wieder Menschen zum Mond zu schicken, liebe er.
"Dieser Schritt ist richtig. Wir reden hier vom Jahr 2024. Unser Unternehmen kann helfen, diesen Termin einzuhalten, weil wir seit drei Jahren an dem Gerät arbeiten."
Experten sehen die Pläne von Bezos kritisch. Die "New Shepard" Trägerrakete des Unternehmens habe erst vor vier Jahren mit Testflügen begonnen. Zwar steckt Bezos seit 2016 jedes Jahr gut eine Milliarde Dollar in sein Unternehmen. Doch dem fehle es an Erfahrung, sagen seine Kritiker. Aber Bezos will mit seiner Firma beim Weltraumtourismus mitmischen. Für seine Rakete wird es ein Modul geben, in dem Platz für sechs Freizeit-Astronauten ist. Preis für den Ausflug ins All: Zwischen 200.000 und 300.000 Euro soll ein Ticket kosten.
Das große Geld steckt aber nicht im Tourismus, sondern in den staatlichen Aufträgen. Die Rede ist von einer Partnerschaft zwischen der Industrie und der staatlichen Nasa. Genau darauf hoffen nicht nur US-Firmen, sondern auch die Europäer mit Airbus und der europäischen Raumfahrtorganisation ESA.
Dass das Ganze aber unter amerikanischer Führung geschehen soll, machte Nasa Chef Jim Bridenstine vor wenigen Tagen im Fernsehsender CBS klar:
"Es ist kein Zufall, dass so viele Nationen wieder zum Mond fliegen wollen. Nicht alle tun das, um dort Gesteinsbrocken zu sammeln. Hier geht es um einen strategischen Auftrag: die USA zeigen auch dort Präsenz."
Zweieinhalbtausend Interessenten für einen Kurztrip
Der britische Milliardär Richard Branson sieht die Raumfahrt als mehr als eine Gelddruckmaschine. Mit Virgin Galactic will Branson vom US-Bundesstaat New Mexico aus Touristen ins Weltall schießen. Nicht mit einer Rakete, sondern einem kleinen Flugzeug mit Raketenmotor werden die Passagiere ins All befördert. Das Unternehmen, dessen Wert bei 1,5 Milliarden Dollar liegt, soll noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC sagte Branson vor wenigen Tagen:
"Der Markt für Weltraumausflüge ist gewaltig. Wenn wir erst einmal genug Raumschiffe gebaut haben, werden die Ticketpreise auch runtergehen. Und das wird den Markt weiter vergrößern."
600 Tickets für einen 90-Minuten-Flug zum Preis von einer Viertelmillion-Dollar hat Bransons Virgin Galactic bereits verkauft. Angeblich gibt es zweieinhalbtausend weitere Interessenten für einen Kurztrip in 83 Kilometer Höhe. Technisch gesehen ist das bereits das Weltall.
"Unsere Fluggäste müssen zwei bis drei Tage vor dem Abflug erscheinen. Sie gehen in eine Zentrifuge, sie absolvieren eventuell Parabelflüge, die Familienmitglieder können währenddessen einen Ausflug in einem Heißluftballon machen."
Die besten Chancen, staatliche Aufträge zu erhalten, scheint Tesla-Chef Elon Musk zu haben. Seit Jahren schickt er mit seiner Weltraumfirma Space X, die er 2002 gegründet hatte, bereits erfolgreich Satelliten und Material ins All – auch im Auftrag der NASA.
Seit Jahren trommelt er für eine bemannte Mission zum Mars. Den Mond sieht er nur als Zwischenstation an, um von dort dann weiter zum Mars fliegen zu können. Im November sagte Musk in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Axios, dass er im Jahr 2025 mit der Besiedelung des Roten Planeten beginnen will.
Elon Musk will den Mars besiedeln
"Wir wollen versuchen, mit vier Raumschiffen zu fliegen: Zwei, die Material transportieren und zwei, die bemannt sind. Das erste Ziel ist, Wasser zu finden. Als zweites wollen wir eine Anlage bauen, die Energie herstellt.
Mit immer weiteren Missionen will Musk dann den Planten besiedeln und eine künstliche Stadt bauen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht Musk die Mond-Aufträge der Nasa.
Es gibt aber noch einen weiteren Mitbewerber, über den meist weniger geredet wird. Vielleicht liegt es daran, dass das Konsortium der beiden Flugzeugbauer Boeing und Martin Lockheed keine so illustren Unternehmer-Persönlichkeiten vorzuweisen hat. Die "United Launch Alliance", so der Name des Joint Ventures, wird meist in einem Atemzug mit Space X von Elon Musk genannt.