"Blond" auf Netflix

Ein Bilderrausch über Marilyn Monroe

05:49 Minuten
Die Filmszene in Schwarz-Weiß zeigt, wie Marilyn Monroe von einem Polizisten abgeführt wird.
Schrei nach Aufmerksamkeit, Ruhe und Liebe: Ana de Armas spielt Marilyn Monroe. © Netflix
Von Patrick Wellinski · 29.09.2022
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Ana de Armas spielt Norma Jeane Baker alias Marilyn Monroe. Regisseur Andrew Dominik liefert mit seiner Verfilmung von Joyce Carol Oates' Roman "Blond" keine faktentreue Biografie, sondern gibt Bakers Schmerz in rauschhaften Bildern eine Bühne.

Worum geht es?

Basierend auf Joyce Carol Oates‘ gleichnamigem Roman wirft „Blond“ Schlaglichter auf das Lebensschicksal von Norma Jeane Baker, die als Marylin Monroe Weltruhm erlangte. Der Film zeigt Bakers harte Kindheit bei ihrer psychisch instabilen Mutter.

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Das Trauma des abwesenden Vaters begleitet Norma dann beim Versuch, in Hollywood Fuß zu fassen. Die Produzenten und Regisseure nehmen sie nur als Sexobjekt wahr, vergewaltigen sie, nutzen sie aus. Aber über alle Schicksalsschläge hinweg versucht Norma Jeane, ihre Menschlichkeit zu bewahren, und wehrt sich gegen das Image der Monroe.

Was ist das Besondere?

Oates‘ Roman galt für viele als unverfilmbar. Der neuseeländische Regisseur Andrew Dominik übernimmt den fieberhaften Bewusstseinsstrom der Erzählung und übersetzt ihn in eine Achterbahnfahrt der filmischen Mittel.
Er nutzt Vorblenden, Rückblenden, Schwarzweiß, Farbe, Breitwandformat, 4:3-Format, Zeitlupe und Computertricks - alles, um den Kampf einer Frau zu zeigen, die sich gegen eine Welt stemmte, die in ihr nur das archetypische Sexsymbol Marilyn Monroe sehen wollte.
Das ist manchmal etwas überzogen in Tonalität und Heftigkeit der Bilder. Aber man kann sich diesem Schrei nach Aufmerksamkeit, Ruhe und Liebe nicht entziehen. Das liegt auch an der sensationellen Performance von Ana de Armas, die Norma Jeane Baker mit großer Glaubwürdigkeit spielt.

Bewertung

„Blond“ provoziert, überschreitet Grenzen, ist wagemutig und subtil zugleich. Andrew Dominik hat nicht den Anspruch, eine faktentreue Biografie zu präsentieren. Es geht ihm darum, den Schmerz dieses Lebens einzufangen.
Dafür findet er rauschhafte Bilder, die sich festsetzen. Keine geringe Leistung für ein nahezu unmögliches Projekt.

"Blond"
Regie: Andrew Dominik
mit Ana de Armas, Adrien Brody, Lucy DeVito, Bobby Cannavale, Caspar Phillipson, u.v.m.
166 Minuten

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