Maren Wurster: "Papa stirbt, Mama auch"

Die letzten Momente als Geschenk begreifen

12:14 Minuten
Die Autorin Maren Wurster guckt selbstbewusst in die Kamera, die langen Haare sind über die rechte Schulter gekämmt
Die Schriftstellerin Maren Wurster hat quasi live protokolliert, wie es ist, wenn die eigenen Eltern zum Pflegefall werden. © Hanser Verlag / Paula Winkler
Maren Wurster im Gespräch mit Andrea Gerk · 09.08.2021
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Wenn die eigenen Eltern zu Pflegefällen werden, geschieht oft eine Umkehrung des klassischen Eltern-Kind-Verhältnisses. Genau das hat die Autorin Maren Wurster mit ihren Eltern erlebt, wie sie in ihrem Buch "Papa stirbt, Mama auch" schildert.
Ihre Mutter leidet schon eine Weile an Demenz, dann kommt auch noch der krebskranke Vater auf die Intensivstation und es wird klar, dass er bald sterben wird. Diesen langsamen Abschied von ihren Eltern hat die Schriftstellerin Maren Wurster in "Papa stirbt, Mama auch" verarbeitet:
"Das Buch startet und auch mein Schreiben startet in dem Moment, als mein Vater auf der Intensivstation liegt. Das ist wirklich live geschrieben und in erster Linie war das ein Prozess, um mich zu trösten und das zu verarbeiten."
Dabei habe Wurster auch gemerkt, dass man nicht auf eine solche Situation vorbereitet werde, die im Grunde eine Umkehrung des klassischen Eltern-Kind-Verhältnisses ist.
Trotzdem sei es ihr gerade bei ihrem Vater, dem sie näher stand als ihrer Mutter, überraschend leicht gefallen, ihm zu helfen, ihn zu pflegen und zu waschen. Für die Autorin sei das sogar heilsam gewesen, auch weil er die gesamte Zeit über immer einen hellwachen Verstand gehabt habe.
Extrem schwer sei es ihr allerdings bei der demenzkranken Mutter gefallen, die Wurster beispielsweise gegen deren Willen in ein Pflegeheim bringen musste.

"Ich gehe da nie wieder hin"

Wurster könne verstehen, weshalb manche Kinder ihre Eltern selbst nicht pflegen wollen: "Ich hatte auch Momente, wo ich dachte, jetzt gehe ich da nie wieder hin. Jetzt sind sie versorgt. Aber sie in einem sehr guten Pflegeheim zu wissen, hat eine große Last von mir genommen. Und ich konnte dann auch noch mal einen neuen Zugang zu meinen Eltern finden."
Die Schriftstellerin habe dann gemerkt, dass die restliche Zeit mit ihren Eltern auch ein Geschenk sei und viel aus deren Leben erfahren, was sie vorher noch nicht wusste. So habe sie noch einmal viel mehr über ihre Familiengeschichte gelernt.

Maren Wurster: "Papa stirbt, Mama auch"
Hanser Berlin, München
128 Seiten, 20 Euro

(hte)
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