Marc Brost zur Corona-Pandemie

Bayerns Ausgangsbeschränkung ist "lange notwendig"

04:26 Minuten
Der geschlossene Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten in München
Bayern fährt sich runter und sein Ministerpräsident Markus Söder profiliere sich mit diesem Vorpreschen als Krisenmanager, meint Marc Brost. © picture alliance / dpa / Sven Hoppe
Marc Brost im Gespräch mit Anke Schaefer  · 20.03.2020
Audio herunterladen
Bayern ordnet Ausgangsbeschränkungen an, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. "Zeit"-Redakteur Marc Brost begrüßt diesen Schritt und erläutert, warum dies der Bundeskanzlerin entgegenkommt. Er rechnet damit, dass andere Länder folgen werden.
Ab Mitternacht gelten in ganz Bayern wegen des Coronavirus neue Ausgangsbeschränkungen, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in München mitteilte. Die neuen Regeln sollen vorerst zwei Wochen in Kraft bleiben. "Wir sperren Bayern nicht zu, wir sperren Bayern nicht ein, aber wir fahren das öffentliche Leben in Bayern nahezu vollständig herunter", sagte Söder. "Ab morgen gilt noch mehr als jetzt: Bleiben Sie zuhause."
Söder begründete den Schritt mit einem massiven Anstieg der Corona-Fallzahlen in Bayern – allein von Donnerstag zu Freitag habe es einen Zuwachs von 35 Prozent gegeben, die Zahl der Toten sei von zehn auf 15 gestiegen. Zum anderen sagte Söder, die Appelle der vergangenen Tage hätten nicht ausreichend gewirkt.
Porträt von dem "Zeit"-Journalisten Marc Brost.
Der "Zeit"-Journalist Marc Brost lobt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder als Krisenmanager. © picture alliance / Geisler-Fotopress

"Er profiliert sich, ich würde sagen auch zu Recht, als Krisenmanager", sagt unser Studiogast, der "Zeit"-Journalist Marc Brost. Es sei das Muster der vergangenen Tage gewesen, dass Söder immer wieder vorgeprescht sei. "Das meine ich jetzt nicht negativ, sondern dass er Taten schafft, dass er sehr für Klarheit steht", so Brost. Der bayerische Ministerpräsident habe bei seiner Erklärung angefasst gewirkt, es sei eine sehr emotionale Situation.
"Es ist lange notwendig", sagt Brost. "Es gibt zu viele, die an sich selbst gedacht haben und das Wohl aller, der Gemeinschaft bedroht oder vernachlässigt haben." Es sei unumgänglich, dass jetzt gehandelt werde, so dramatisch und schade es auch sei.

Von Merkel klug eingefädelt

Die Bundeskanzlerin will sich am Sonntag noch einmal mit den Bundesländern abstimmen, hieß es. "Es ist sowohl inhaltlich geboten wie von Merkel taktisch sehr klug eingefädelt", sagt Brost. Deutschland sei ein föderaler Staat, in dem solche Maßnahmen nicht zentral vorgeschrieben werden könnten. "Die Kanzlerin hat am Mittwoch, als sie ihre Rede gehalten hat, genau auf diesen Effekt gesetzt." Es würden jetzt in einer Art "Bottom up"-Bewegung immer mehr Bundesländer diese rigoroseren Ausgangssperren oder Einschränkungen verordnen. Dann müsse Merkel am Sonntag nicht noch etwas draufsetzen, sondern müsse das nur noch erklären: "Das ist für sie persönlich die angenehmere Rolle."
(gem)

Marc Brost, geboren 1971 in Mannheim, ist gemeinsam mit Elisabeth Raether und Heinrich Wefing verantwortlich für das Ressort "Politik" bei der Wochenzeitung "Die Zeit". Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim und volontierte anschließend an der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten. Für "Die Zeit" arbeitet Brost seit 1999 und wurde für seine journalistische Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem Theodor-Wolff-Preis.

Mehr zum Thema