Manfred Krug: "Ich sammle mein Leben zusammen"

Tagebuch eines Charismatikers

12:03 Minuten
Der Schauspieler Manfred Krug mit der Schauspielerin Isa Jank in einer Szene der TV-Serie "Liebling Kreuzberg".
Manfred Krug als Anwalt Robert Liebling in "Liebling Kreuzberg": Sein rauer Charme kam beim TV-Publikum an - und bei den Frauen. © picture-alliance / KPA Copyright
Daniel Krug im Gespräch mit Andrea Gerk · 26.01.2022
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Dass der Schauspieler Manfred Krug Tagebuch führte, wusste nicht einmal seine Familie. Jetzt ist es als Buch erschienen. Sein Vater, sagt der Sohn Daniel, sei viel mehr gewesen als der "Chauvi und Bohemien", als den ihn die Medien gern darstellten.
Manfred Krug, gestorben 2016 in Berlin, war als Schauspieler und Jazzsänger einer der berühmtesten Künstler der DDR. Und er schaffte es nach seiner Ausreise 1977, auch in der BRD zu einem Star zu werden.

Das belegen zahlreiche, auf seine Person zugeschnittene Serien wie „Auf Achse“ oder „Liebling Kreuzberg“. Der Hamburger „Tatort“ mit ihm und Charles Brauer als Ermittlerteam war regelmäßig ein Quotenhit. Vor allem die gemeinsamen Gesangseinlagen darin kamen gut an.

Auch die Familie wusste nichts vom Tagebuch

Krug war eine öffentliche Person, deren privates Doppelleben mit Ehefrau und Geliebter die Boulevardmedien beschäftigte. Nicht öffentlich bekannt war dagegen, dass der Künstler ab Mitte der 90er-Jahre ein Tagebuch schrieb. Vor seiner Frau Ottilie und vor seinen Kindern Josephine, Fanny und Daniel hielt Krug es ebenfalls geheim. Allerdings hatte er darin ausdrücklich notiert, dass es später, nach seinem Tod, veröffentlicht werden dürfe.
Das ist nun geschehen. Der erste Band, der die Jahre 1996/97 umfasst, ist unter dem Titel "Ich sammle mein Leben zusammen" erschienen. Weitere Bände sind geplant.

Herausforderung Hörbuch

Krugs Sohn Daniel hat diesen ersten Band als Hörbuch eingelesen. Eine Premiere für den 1964 geborenen Ältesten des Schauspielers – und durchaus ein Kraftakt für den Ungeübten.
Die Mischung aus kurzen stakkatoartigen und ewig langen Bandwurmsätzen sei eine Herausforderung gewesen, berichtet Krug. „Das ist nicht so einfach – denn es ist ja seine und nicht meine Sprache.“
Überhaupt, die deutsche Sprache: "Das war Thema Nummer eins für ihn." Sein Vater sei "eine wandelnde Enzyklopädie" gewesen.

Das "Privateste" kennt nur die Herausgeberin

Er kenne die Originalfassung des von Krista Maria Schädlich für die Veröffentlichung bearbeiteten Tagebuchs, sagt Krug. Er habe sich aber nicht „mit dem Privatesten“ darin befassen wollen. Das habe er lieber der Herausgeberin überlassen.

Manfred Krug: "'Ich sammle mein Leben zusammen". Tagebücher 1996–1997
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Krista Maria Schädlich
Kanon Verlag, Berlin 2022
210 Seiten, 22 Euro

Fest steht für den Sohn: Sein Vater sei deutlich mehr gewesen als „ein Chauvi und Bohemien“, als den ihn viele nach Offenbarung seiner Zweitfamilie dastehen lassen wollten.

Schon in den 70-ern Tagebuch geführt

In dem Tagebuch „übt er auch viel Selbstkritik und denkt sehr wohl über sich nach: Ob es doch er ist, der da spinnt, oder ob es die anderen sind, wenn er sich einer Front anderer Meinungen gegenüber sieht.“

Schon in den 70er-Jahren schrieb Manfred Krug eine Zeit lang Tagebuch. Damals dokumentierte er die Phase seiner Übersiedlung von der DDR in die Bundesrepublik und veröffentlichte sie fast 20 Jahre später in dem Buch „Abgehauen“. Diese schonungslose Abrechnung mit dem SED-Regime wurde ein Bestseller.
(mkn)

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