Luftfilter an Schulen

Sicherer Schutz vor indirekten Infektionen

10:10 Minuten
Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse an der Johanniter Realschule in Heitersheim sitzen in ihrem Klassenzimmer.
Die Schulen werden geöffnet, doch der Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus könnte besser sein: Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse an einer Realschule in Heitersheim. © picture alliance / dpa | Philipp von Ditfurth
Christian Kähler im Gespräch mit Dieter Kassel · 17.03.2021
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Die Inzidenzen steigen derzeit, zugleich sollen alle Schulen wieder öffnen. Der Physiker Christian Kähler fordert deswegen, in jeden Klassenraum einen Luftfilter zu stellen. In Parlamenten und Gerichtssälen sei das längst Standard.
Das Krisenmanagement von Bund und Ländern hat vielerlei Schwächen. Zu wenig Impfstoff, zu wenige Tests, widersprüchliche und unklare Vorgaben – und auch die Frage, warum es immer noch keine Luftfilter an Schulen gibt, ist bisher nicht befriedigend beantwortet worden.

Kein ausreichender Schutz allein durch Lüften

Es werde immer wieder behauptet, dass es zu teuer sei, alle Schulräume damit auszustatten, sagt Christian Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München. Doch das stimme nicht. Insgesamt würde das Vorhaben 1,5 bis zwei Milliarden Euro kosten: "Wenn man sich anschaut, was sonst noch an Mitteln geflossen ist, um die Industrie zu stützen, sind das kleine Summen, die da aufzubringen sind."
Er verstehe nicht, warum die Filter nicht flächendeckend in die Schulräume gestellt würden, sagt Kähler. Das alternative Lüften der Räume scheitere an zwei Dingen: Zum einen werde es einfach nicht gemacht, weil es draußen kalt sei, das Lüften Aufwand erfordere und den Unterricht unterbreche. Zum anderen funktioniere der Luftaustausch auch physikalisch zum Teil nicht - denn dafür sei entweder viel Wind oder ein großer Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen vonnöten.

Das Sechsfache des Raumvolumens pro Stunde filtern

Laut Kähler gibt es einige gute Geräte am Markt, die an seinem Institut getestet worden sind. Auf drei Dinge müsse man achten: So müsse der Volumenstrom groß genug sein, so dass man das Sechsfache des Raumvolumens pro Stunde filtern könne. Man brauche Filter nach dem H13- oder H14-Standard, "damit die Viren auch wirklich abgeschieden werden." Und dann müssten die Geräte leise sein. "Wenn man darauf achtet, findet man ein sehr gutes Gerät, das absolut geeignet ist für Klassenräume", sagt Kähler.
Ein Aspekt ist Kähler besonders wichtig. Die Geräte schützten nur vor einer indirekten Infektion, betont er: "Sie sorgen dafür, dass die Virenlast im Raum auf einem niedrigen Niveau bleibt." Wer aber in einem luftgefilterten Raum dicht beieinanderstehe und länger miteinander rede, könne sich dennoch direkt anstecken.
"Da helfen nur Masken, Abstand oder transparente Schutzwände", sagt der Physiker: "Das heißt, die Kombination aus Raumluftreinigern, Schutzwänden oder Masken macht es am Ende. Deshalb sieht man das auch in allen öffentlichen Gebäuden, in den Parlamenten, in den Gerichtssälen. Nur nicht in den Schulen."
(ahe)
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