Graphic Novel

Comics und ihr Blick in die Zukunft

Das undatierte Handout des Pabel-Moewig-Verlages zeigt den Comic-Weltraumhelden Perry Rhodan. Am 08.09.2011 erschien der erste Heftroman aus der gleichnamigen Science-Fiction-Serie. Inzwischen gibt es 2600 Bände, und noch immer verkauft der Verlag wöchentlich 80.000 Exemplare.
Science Fiction war immer schon ein wichtiges Thema in den Comics © picture-alliance / dpa / WeltCon
Johann Ulrich im Gespräch mit Maike Albath  · 31.12.2014
Science Fiction hat in der Graphic Novel ihren festen Platz. Der Gründer des „avant"-Verlages, Johann Ulrich, sieht darin sogar eine Tradition. Sein Autor, der italienische Zeichner Manuele Fior, handhabe die außerirdischen Elemente allerdings sparsam.
Die ersten Abenteuerstoffe mit der Comic-Figur Buck Rogers von 1929 seien bereits von Science Fiction geprägt gewesen, sagte der Verleger Johann Ulrich im Deutschlandradio Kultur. Das Genre sei mit der Graphic Novel immer schon verknüpft. Unter seinen Autoren hob Ulrich den italienischen Zeichner Manuele Fior hervor, dessen 2013 erschienenes Buch „Übertragung" eine besondere Zukunftsgeschichte im Jahr 2048 erzählt. "Es ist, wie immer bei Manuele Fior geht es eigentlich um zwischenmenschliche Beziehungen", sagte Ulrich. In diesem Buch komme ein Science Fiction Element hinzu. Die Erde werde von Strahlen aus dem Weltall abgetastet und gescannt. Den Autor interessiere vor allem, wie die Gesellschaft darauf reagiere und die Beziehungen der Menschen untereinander verändere.
Social Fiction im Jahr 2048
Für ihn sei vor allem diese "social fiction" interessant, sagte Ulrich. Dabei wende der Autor bestimmte Kniffe an. So erfahre der Leser erst nach 50 Seiten, dass es um das Jahr 2048 geht. Vieles bleibe im Unwägbaren. Fior handhabe die außerirdischen Elemente relativ sparsam. "Diese Flugobjekte sind im Grunde ja nur Lichterscheinungen am Himmel, man kann sie gar nicht genau erkennen." Interessant sei auch, dass er die Städte 2048 sehr ähnlich aussehen lasse wie die Städte heute mit den gleichen Bauten und den gleichen Pizzerien.
Große Freiheiten für Zeichner
"Für mich ist Manuele Fior einer der großen europäischen Comic-Zeichner", sagte Ulrich. Er sei sehr stolz darauf, dass sein Verlag der erste gewesen sei, in dem Fiors Comics publiziert worden seien. "Heute ist er mit seinen Büchern ein großer Star, lebt in Paris und ist wirklich einer, auf den die Leute gucken in der Comicszene." Der Zeichner erfinde sich mit jedem Buch neu. Der Vorteil der Zeichner sei, dass für die Umsetzung von Science Fiktion sehr große Freiheiten hätten. Anders als Filmregisseure müssten sie sich nicht um Budgets kümmern.
Internet war nie Thema
Alle paar Jahre ändere sich auch wieder, was eigentlich Science Fiktion sei. "Jahrzehntelange waren es Reisen zu anderen Planeten, zu anderen Sonnensystemen", sagte Ulrich. Niemand habe sich einer Erzählung über das Internet gewidmet. Deshalb seien Fiors Comics so interessant zu lesen, weil er nah an der Realität bleibe.

Manuele Fior: "Die Übertragung", avant-Verlag, 24,95 Euro

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