Literaturmarkt

Bücher zum Schleuderpreis?

Das Foto zeigt Bücher auf einem Ramschtisch.
Manche Bücher werden schon jetzt verramscht © dpa/Robert B. Fishman
Von Michael Meyer · 06.02.2014
Kultur sei keine Handelsware, dieser Meinung ist nicht nur Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Auch Schriftsteller und Buchhändler fürchten, dass mit dem Freihandelsabkommen die Buchpreisbindung endgültig fallen könnte.
In Frankreich hatte man sich ausbedungen, dass die Kultur nicht mit in die Freihandels-Verhandlungen aufgenommen wird – man sorgt sich um den französischen Film und die Literatur. Doch nun ist die Kultur offenbar wieder in den Verhandlungskatalog aufgenommen worden, bestätigte Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Er sorgt sich, dass durch das Abkommen die Buchpreisbindung endgültig fallen könnte – derlei Forderungen hat es auf EU-Ebene ja schon mehrfach gegeben:
"Das hätte katastrophale Folgen für den Buchmarkt, aber nicht nur für den Markt selbst, sondern für die kulturelle Versorgung mit qualitätsvollen und sehr vielfältigen Buchinhalten."
Mit anderen Worten: Wenn die Buchpreisbindung fällt, teilen sich Internetanbieter wie amazon und andere den Markt auf. Dann, so Skipis Befürchtung, werde es Literatur und Sachbücher zum Schleuderpreis geben - Monokultur statt einer vielfältigen Verlagslandschaft. In den USA hat amazon bereits jetzt eine Marktmacht, die erdrückend ist: Jedes zweite gedruckte Buch wird über amazon verkauft, und bei e-books liegt der Marktanteil bei über 70 Prozent. Dies gebe zu denken, so Skipis, Buchpreisbindung und strenges Urheberrecht störten die Konzerne nur:
"Also mit Sicherheit ist der Druck der großen amerikanischen Unternehmen extrem hoch, genau solche flankierenden Schutzmaßnahmen zu Fall zu bringen um ihre angestrebte Monopolstellung in den Märkten zu festigen und auszubauen. Und das hätte eben katastrophale Auswirkungen auf kulturelle Vielfalt und Qualität."
Sicherung der kulturellen Vielfalt auf EU-Ebene beschlossen
Die Verhandlungen auf europäischer Ebene würden völlig im Verborgenen geführt, kritisieren die Buchverleger und der Schriftstellerverband heute auf der Pressekonferenz in Berlin, da müsse dringend mehr Transparenz her. Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Geschäftsführer des Verbands deutscher Schriftsteller erinnerte daran, dass das 2005 von den EU-Staaten unterzeichnete "Unesco-Abkommen für kulturelle Vielfalt" eigentlich dem geplanten Freihandelsabkommen entgegenstehe:
"Und in diesem Abkommen verpflichten sie sich, die kulturellen Besonderheiten, Eigenarten, Fördermöglichkeiten zu schützen. Das heißt, sie haben sich dazu verpflichtet, das zu machen, was wir jetzt einfordern. (…) Ihr habt gesagt: Ihr schützt die Kultur in Europa und dann macht das bitte auch."
Immerhin, so Alexander Skipis gebe es Lichtblicke, wenn man auf die Pläne der Großen Koalition für die nächste vier Jahre schaue, beispielweise heißt es im Koalitionsvertrag: "Essentiell für die Erhaltung der Vielfalt der Bücher und Buchhandlungen ist die Buchpreisbindung, die europarechtlich auch im Hinblick auf E-Books abzusichern ist."
"Das ist insofern ein Lichtblick, aber wir müssen sehr darauf aufpassen, dass so etwas auch umgesetzt wird, und vor allen Dingen entsprechende Kraft auf europäischer Ebene entfaltet wird, um zu verhindern, dass auf dem europäischen Verhandlungstisch auch zutiefst deutsche Interessen gefährdet werden können."
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