Buchpreisbindung für "Qualität und Vielfalt"

Alexander Skipis im Gespräch mit Gabi Wuttke · 09.07.2013
Sollte die Buchpreisbindung im Zuge der Freihandelsgespräche mit den USA fallen, hätte dies gravierende Folgen für das kulturelle Angebot hierzulande, sagt Alexander Skipis vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Leider habe die Kanzlerin im Vorfeld dafür keine Ausnahme erstritten.
Der europäischen Verhandlungsführung unter dem EU-Handelskommissar Karel De Gucht aus Belgien bringe er kein großes Vertrauen entgegen, sagte Alexander Skipis. So könne am Ende bei den Gesprächen über die Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) doch alles wieder in einem Topf landen, befürchtet der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Der Kern des Streits um eine Ausnahme für die Kultur bestehe im grundsätzlich verschiedenen Verständnis zwischen den USA und Europa darüber, was überhaupt als kultureller Sektor zu betrachten sei. Die europäische Auffassung bestehe dabei vorwiegend darin, dass kulturelle Vielfalt und Qualität flankierende Schutzmaßnahmen benötigen, um gedeihen zu können, erläuterte Skipis: "Dazu gehört beispielsweise die Preisbindung für Bücher." In den USA sei diese Ansicht nicht vorhanden, und deshalb werde die Preisbindung von großen Buchhändlern wie Amazon als ein "Dorn im Auge" empfunden und vehement bekämpft.

Ohne Preisbindung kein traditioneller Buchhandel
Zusammen mit den Kulturministern Europas, dem Europaparlament und vielen anderen sei der Börsenverein der Meinung, dass die Buchpreisbindung beim TTIP-Abkommen gar nicht verhandelt werden sollte. Leider habe sich aber die Bundesregierung mit Angela Merkel an der Spitze anders entschieden, und dies nicht explizit aus den Gesprächen ausschließen lassen, beklagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: Nur Frankreich habe für die audio-visuellen Medien eine Ausnahme in Anspruch genommen.

Sollte die Preisbindung wegen des TTIP-Abkommens fallen, bedeute das das Ende der traditionellen Buchhandlungen, ist Alexander Skipis überzeugt. Die daraus resultierenden Folgen für das kulturelle Angebot insgesamt seien allerdings noch viel schlimmer. Dass Qualität und Vielfalt der Literatur massiv leiden würden, sei in Ländern wie Großbritannien und den USA bereits zu beobachten, wo es keine Buchpreisbindung gebe, sagte Skipis. Die Anzahl kleinerer und mittlerer Verlage sei dort bereits extrem zurückgegangen, weil diese ohne die traditionellen Buchhandlungen nicht existieren könnten.

Ein Autor wie Franz Kafka, der zeit seines Lebens keine nennenswert hohen Auflagen erreichte, käme im kulturellen Angebot dann nicht mehr vor, prognostizierte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. "Giganten der Weltliteratur" würden eben oft erst später erkannt: "All das würde uns in Zukunft entgehen. Das ist der eigentliche kulturelle Skandal, wenn man über das Thema Preisbindung diskutiert."

Das vollständige Gespräch mit Alexander Skipis können Sie mindestens bis zum 9.12.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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