Links-Schwarz in Thüringen

"CDU soll ostdeutsche GroKo wagen"

07:57 Minuten
Das Theaterhaus Jena hat die Aufschrift "Thüringen - kein Problem" zu "Thüringen - ein Problem" geändert.
Thüringen, wir haben ein Problem: Aufschrift am Theaterhaus Jena. © imago images/Christoph Worsch
Josa Mania-Schlegel im Gespräch mit Johannes Nichelmann · 07.02.2020
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Festgefahren scheint die Situation in Thüringen nach der überraschenden Wahl des FDP-Politikers Kemmerich zum Ministerpräsidenten. Wie könnte es politisch weitergehen? Der Journalist Josa Mania-Schlegel sieht die Lösung in Links-Schwarz.
Als die Meldung kam, dass Thomas Kemmerich mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wurde, war der "Zeit"-Journalist Josa Mania-Schlegel gerade auf dem Weg von Leipzig in seine Heimatstadt Weimar, um aus seiner Textsammlung "Ostdeutschland verstehen" zu lesen.
"Ich hab in Leipzig noch die Nachricht auf meinem Handy gesehen, dass Thomas Kemmerich der neue Ministerpräsident ist, bin in den Zug gestiegen und als ich dann, in Weimar angekommen, in die Innenstadt laufe, sah ich schon erste Träubchen, die sich in Richtung Deutsches Nationaltheater bewegten. Und dort fand dann direkt die erste Demo statt", erzählt Mania-Schlegel.

Junge Leute werden politisiert

Die Demokratie habe sich bei der Wahl von einer seltsamen Seite gezeigt, meint der Journalist: "Dass das Parlament in der Lage ist, einen Ministerpräsidenten zu wählen, den niemand so richtig will und einen Ministerpräsidenten abzuwählen, der eigentlich rundum beliebt ist."
Auf der anderen Seite sei er in den letzten Tagen vielen Menschen begegnet, die sich intensiv mit den Vorgängen beschäftigt hätten: "Ich glaube, dass diese Sache zu einer großen Politisierung geführt hat, unter jungen Leuten, unter Desinteressierten", so Mania-Schlegel.

Kein Argument für Höcke

Die alten Ost-West-Schablonen taugen für diese Situation nicht, fährt der 29-Jährige fort: "Da müssen andere Lösung her. Und dann muss man wahrscheinlich zuallererst sich eingestehen, dass es spezifisch ostdeutsche Verhältnisse gibt."
Es fände sich kein vernünftiges Argument, mit Björn Höcke zusammenzuarbeiten, sagt Mania-Schlegel: "Ich gucke eher in die andere Richtung, nach links." Bodo Ramelow sei "aus tiefstem Herzen Sozialdemokrat", betont er und ergänzt: "Die CDU muss sich fragen, ob sie hier nicht so eine Art ostdeutsche GroKo wagt. Links mit schwarz."
(beb)
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