Straßenblockaden der "Letzten Generation"

"Das hilft dem Klimaschutz nicht"

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Auf der Autobahn 100 in Berlin stauen sich die Autos - ausgelöst durch eine Straßenblockade der Klimaaktivisten von "Die letzte Generation".
Auf der A100 in Berlin kommt es durch die Protestaktionen der "Letzten Generation" regelmäßig zu Staus. © picture alliance / ZUMAPRESS.com / Michael Kuenne
Marina Münkler im Gespräch mit Jana Münkel · 01.11.2022
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Nach einem verzögerten Rettungseinsatz auf der Berliner Stadtautobahn steht die "Letzte Generation" wegen ihrer Straßenblockaden in der Kritik. Auch die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler hält solche Aktionen für wenig hilfreich.
Mit Anschlägen auf Kunstwerke und Straßenblockaden wollen die Aktivisten der Klimabewegung "Aufstand der letzten Generation" auf die Erderwärmung aufmerksam machen. In Berlin hat sich durch so eine Aktion nun ein Rettungseinsatz verzögert. Ein Spezialfahrzeug kam offenbar aufgrund einer von Klimaschützern blockierten Stadtautobahn erst verspätet zu einer Unfallstelle, wo eine Radfahrerin unter einem Betonmischer geborgen werden musste. Jetzt steht die "Letzte Generation" massiv in der Kritik.

Skandalisierung hilft dem Klimaschutz nicht

"Ich verstehe diese jungen Leute sehr gut", sagt die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler. "Ich habe Kinder, ich habe Enkel und ich möchte, dass denen eine Welt hinterlassen wird von uns, in der sie noch leben können." Aber: "Ich glaube nicht, dass das das richtige Mittel ist, was sie da einsetzen."
Bei den Aktionen geht es vor allem um Skandalisierung und den Wunsch nach Berichterstattung, so Münkler. "Aber es solidarisiert halt fast niemanden – außer den Gruppen, die da sowieso schon zusammen sind. Es bringt niemanden dazu, sich wirklich für den Klimaschutz einzusetzen. Und das, finde ich, ist ein großer Pferdefuß."

Risiko bei Protestaktionen lässt sich nicht wegreden

Für Münkler gibt es "durchaus andere Mittel", um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Greta Thunberg habe das beispielhaft vorgemacht, "einfach dadurch, dass sie sich jeden Freitag vor die Schule gestellt und gesagt hat 'Schulstreik'". Dieses 'Wir müssen Sachen machen, die nicht ignoriert werden können' der "Letzten Generation" hingegen tue niemandem einen Gefallen und helfe dem Klima auch nicht.
Dass nach dem Vorfall in Berlin künftig weniger Aktivist*innen zu Blockadeaktionen bereit sein könnten, glaubt die Literaturwissenschaftlerin nicht. "Ein paar werden sich das überlegen, aber es gibt sicher genügend, die bereit sind, weiterzumachen." Das Bedauern der "Letzten Generation" über den Vorfall hält Münkler jedenfalls für "wachsweich": "Das Risiko ist nun mal da – das kann man auch nicht wegreden."
(ckü)
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