Preis der Leipziger Buchmesse

Das sind die Nominierungen für 2023

Visualisierung von mehreren aufgeschlagenen stehenden Büchern, die in einem Muster zueinandern angeordnet sind. In der Mitte liegt ein geschlossenes Buch.
Der Preis der Leipziger Buchmesse wird in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung verliehen, insgesamt 15 Bücher sind nominiert. © Getty Images / Daniel Grizelj
03.04.2023
Der Preis der Leipziger Buchmesse gehört zu den begehrtesten Auszeichnungen für Autoren und Übersetzer im deutschsprachigen Raum. Wer es auf die Shortlist schafft, hofft auf Preisgeld und Ruhm. Wir stellen die Nominierten vor.
Endlich ist es wieder so weit: Vom 27. bis 30. April 2023 findet die Leipziger Buchmesse statt. Das heißt auch, der Preis der Leipziger Buchmesse wird wieder verliehen. Bekannte Name finden sich unter den Nominierten auf der Shortlist, aber auch ein Autor, der es mit seinem Erstling in die Vorauswahl geschafft hat: 15 Buchtitel hat die Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 ausgewählt - jeweils fünf in den Bereichen Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Die Preise werden zu Beginn der Buchmesse verliehen.

Die Nominierten 2023 in der Kategorie Belletristik

Ulrike Draesner: "Die Verwandelten"
Wie kommen weibliche Identitäten zustande? Um diese Frage dreht sich ihr Roman „Die Verwandelten“, erzählt die Schriftstellerin Ulrike Draesner. Die Leben der Frauen, über die sie schreibt, sind bestimmt von Gewalt, Krieg, Flucht und Vertreibung.

Joshua Groß: "Prana Extrem"
Auf den ersten Blick erzählt im Roman „Prana Extrem“ ein Autor von sich selbst. Aber hat er wirklich telekinetische Kräfte? Und fliegen Riesenlibellen durch Tirol? Joshua Groß‘ Fantasie macht Spaß und übt sich in Sensibilität.


Dinçer Güçyeter: "Unser Deutschlandmärchen"
Eine Geschichte vom Aufwachsen zwischen zwei unerreichbaren Heimaten und vom Finden der eigenen Sprache, ein Zwiegespräch mit der Mutter und ein Film nur für die anderen. All das ist „Unser Deutschlandmärchen“, der erste Roman von Dinçer Güçyeter.

Clemens J. Setz: "Monde vor der Landung"
Clemens J. Setz erzählt in seinem Roman über den Umbruch zum 20. Jahrhundert - einer ganzen Epoche, die in die Krise gerät. Durch die rasante technologische Entwicklung waren Wissenschaft und Alltag der Menschen „umgekrempelt“ worden.

Angela Steidele: "Aufklärung"
Leipzig im 18. Jahrhundert: In Angela Steideles Roman wird das Glücksversprechen einer ganzen Epoche in den Blick genommen, dabei gilt die Aufmerksamkeit den gelehrten Frauen. Ein erhellendes wie schalkhaftes Tableau mit sehr heutigen Anklängen.

Die Nominierten 2023 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik

Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey: "Gekränkte Freiheit"
Protest äußert sich zunehmend aggressiv und beruft sich dabei auf individuelle Freiheit, beobachten die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey. Dahinter stecke ein Paradox: Nie waren wir so frei und zugleich nie so abhängig wie heute. Die Autoren zeigen in "Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus", wie das emanzipatorische Ideal der Autonomie ins Destruktive umschlagen kann.

Jan Philipp Reemtsma mit Fanny Esterházy: "Christoph Martin Wieland"
Er begründete den modernen deutschen Bildungsroman, war ein bedeutender Übersetzer und Journalist: Christoph Martin Wieland gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Aufklärung. Jan Philipp Reemtsma hat Wieland unablässig herausgegeben und widmet ihm mit "Christoph Martin Wieland" eine Biografie, die auch Kultur- und Literaturgeschichte ist.
Regina Scheer: "Bittere Brunnen"
Sie unterstützte ab den 1910er-Jahren die Sozialisten in ihrem Kampf, war Sekretärin von Clara Zetkin, floh vor den Nazis ins Exil und erlebte die DDR bis zu ihrem Untergang 1990: Für ihre Biografie "Bittere Brunnen - Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution" hat sich Regina Scheer 20 Jahre lang mit der Jüdin Hertha Gordon-Walcher unterhalten, deren Leben ein Jahrhundert umspannt.

Simone Schlindwein: "Der grüne Krieg"
Die taz-Korrespondentin Simone Schildwein berichtet in "Der grüne Krieg" über Menschenrechtsverletzungen in Nationalparks im Kongo und in Uganda. Schildwein mache deutlich, dass die "Rettung des Planeten" mehr Verantwortungsbewusstsein erfordere und Menschenrechte in der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen eine Schlüsselrolle spielten, so die Buchpreis-Jury.

Birgit Weyhe: "Rude Girl"
Eine afroamerikanische Germanistikprofessorin mit Faible für Skinheads, eine weiße Autorin namens Birgit Weyhe, die sich mit dem Vorwurf der kulturellen Aneignung konfrontiert sieht: Nutzt sie ihre Privilegien als weiße Autorin aus, wenn sie Geschichten über schwarze Menschen erzählt? Die Graphic Novel "Rude Girl" ist ein reflektierter Beitrag zu den Identitätsdebatten unserer Zeit.

Die Nominierten in der Kategorie Übersetzung

Zigmunds Skujiņš: "Das Bett mit dem goldenen Bein. Legende einer Familie"
Aus dem Lettischen von Nicole Nau
Das lettische Familienepos „Das Bett mit dem goldenen Bein“ umspannt fast das gesamte 20. Jahrhundert. Ein ganz großer europäischer Roman sei das im Original 1984 erschienene Buch von Zigmunds Skujiņš, urteilt die NZZ. Nicole Nau hat es 2023 ins Deutsche übertragen.

Lina Atfah: "Grabtuch aus Schmetterlingen"
Aus dem Arabischen von Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi
Die syrische Dichterin Lina Atfah erlebte die Gräuel des Krieges, war Verfolgte des Assad-Regimes. Erst 2014 konnte sie mit ihrer Familie aus Syrien fliehen. Diese traumatischen Erfahrungen fließen auch in Atfahs Gedichte ein. Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi haben sie kongenial nachgedichtet und übersetzt.

Monika Fagerholm: "Wer hat Bambi getötet?"
Aus dem Schwedischen von Antje Rávik Strubel
Ihr literarischer Durchbruch gelang Monika Fagerholm 1994 mit ihrem Debütroman „Wunderbare Frauen am Wasser“. Es folgte unter anderem der Roman „Das amerikanische Mädchen“, der 2008 auch auf Deutsch erschien. Antje Rávik Strubel hat ihren jüngsten Roman „Wer hat Bambi getötet?“ übersetzt: eine Geschichte über die Folgen einer Gruppenvergewaltigung in einem eleganten Villenviertel bei Helsinki.

Aurora Venturini: "Die Cousinen"
Aus dem argentinischen Spanisch von Johanna Schwering
In der Familie herrscht Kälte, Bitterkeit und Brutalität: Yunas Ausweg ist die Malerei. Hier entfaltet sich ihr Talent. Die argentinische Autorin Aurora Venturini erzählt klug und exzentrisch von den Chancen, die Sprache und Kunst bieten können. Dem Original ebenbürtig ist die Übersetzung von Johanna Schwering.

Max Lobe: "Vertraulichkeiten"
Aus dem Französischen von Katharina Triebner-Cabald
Der Autor Max Lobe verließ seine Heimat Kamerun mit 18 Jahren. Nun kehrt er zurück und erfährt allerlei "Vertraulichkeiten", nicht zuletzt über den tabuisierten kamerunischen Unabhängigkeitskampf. Die überzeugende Übersetzung ins Deutsch stammt von Katharina Triebner-Cabald.
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