"Lasst uns Bäume umarmen"
Jüdische Umweltaktivisten und Rabbiner wollen Tora-Studium und Ökologie miteinander verbinden. Sie fordern Familien in den USA auf, einen Öko-Schabbat zu feiern und mal den Fernseher ausgeschaltet zu lassen. Sie erinnern an den Bund mit der Erde und bringen eine Inbrunst auf, dass es manchem die Schuhe auszieht. Unser Autor Gerald Beyrodt will auf keinen Fall Bäume umarmen.
Der Workshop des Öko-Rabbis zieht sich und zieht sich. Bibelstellen, Erschaffung der Welt, Bund mit Noah, Kain und Abel, und immer wieder Übersetzungsfragen., ob man diese Stelle nicht anders verstehen müsse als bislang üblich, dass nämlich auch das Feld in der Bibel ein Gesicht hat. Aha. Kolossale Entdeckung. Langsam schlafen meine Füße ein. "Was will er denn nun eigentlich sagen?" zischt mir meine Freundin Anette ins Ohr. Meine Antwort: "Er will sagen, dass wir nett zu Tieren sein sollen und dass Menschen und Tiere gleichberechtigt sind. Bestimmt ist er auch für die freie Liebe." Darauf Anette: "Freie Liebe mit Tieren?".
Öko-Rabbis stammen meist aus den USA, sehen aus wie Hippies und singen am Anfang von Workshops Leileilei. Das ist schwer chassidisch und erweckt den Eindruck, dass man trotz Hippie-Aussehen in der Tradition von Männern mit weißen Bärten steht. Öko-Rabbis halten ewig lange Schiurim, also Workshops, bei denen nicht mehr herauskommt als: Wir sollen gut zur Natur sein.
Nun ist es sicher nicht schlecht, gut zur Natur zu sein. Aber wenn nach langen Tora-Lektüren nur das herauskommt, fragt man sich, warum man zu diesem Zweck überhaupt Tora lesen muss. Die Argumentationsmuster sind bekannt. Zum Beispiel: "Ihr geht mit dieser Welt um, als hättet ihr noch eine im Kofferraum." Und irgendein Indianerhäuptling soll gesagt haben: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann."
Sogar als Autoaufkleber gab es diesen Spruch des Indianerhäuptlings, meistens neben dem Auspuff platziert, was ja irgendwie ins Bild passt. Der edle Wilde sagt den Europäern ins Gesicht, was die schon immer mal über sich hören wollten. Öko-Rabbis nun machen die Tora zum Indianerhäuptling. Sie darf sagen, was wir immer schon mal über uns hören wollten.
Der Workshop des Öko-Rabbis ist fortgeschritten. Jetzt fordert er uns auf, "die Augen zu schließen und dem Gezwitscher der Vögel nachzuspüren". Ich denke ja nicht daran. Der Öko-Rabbi übrigens auch nicht. Der sieht keineswegs andächtig aus, sondern blättert in seinen Papieren.
Um Schabbat als Öko-Feiertag geht es in dem Workshop eines jüdischen Umweltaktivisten. Die Botschaft: Es würde der Natur viel nützen, wenn fünf Millionen Juden in den USA den Schabbat ökologisch halten würden. Wenn sie Fernseher und Computer ausgeschaltet lassen, wenn sie am Freitag Abend zum Schabbes-Essen ausnahmsweise kein Plastikgeschirr benutzen und aufs Autofahren verzichten.
Vielleicht sind das Botschaften, die in den USA tatsächlich wichtig sind, weil dort der Verzicht auf Plastikgeschirr und Auto tatsächlich Neuigkeitswert haben mag. Und weil Juden dort etwas mit dem Schabbat anfangen können. In Deutschland leben etwas mehr als 100.000 Juden, viele davon dem Judentum so entwurzelt, dass ihnen Schabbatregeln fremd sind. Die müsste ihnen erst mal ein Öko-Rabbi erklären. Und käme nicht umhin zu sagen, dass es rein vom jüdischen Gesetz her betrachtet völlig okay ist, am Schabbat den Fernseher laufen zu lassen, den ganzen, lieben langen Tag. Einzige Bedingung: Man muss ihn vor Sonnenuntergang eingeschaltet haben. Zu einem traditionellen Schabbat gehört außerdem ein warmes Essen. Und weil Feueranzünden am Schabbat verboten ist, halten sich traditionelle Juden das Essen warm. Was immer man zu Wärmeplatten meint: Ökologisch sind sie nicht.
Vielleicht wird mir irgendwann ein Öko-Rabbi beweisen, dass Tora und Ökologie zusammengehören. Bis dahin halte ich beides getrennt für gut. Und bin ich der Meinung, dass nicht zusammenwachsen muss, was nicht zusammen gehört.
Öko-Rabbis stammen meist aus den USA, sehen aus wie Hippies und singen am Anfang von Workshops Leileilei. Das ist schwer chassidisch und erweckt den Eindruck, dass man trotz Hippie-Aussehen in der Tradition von Männern mit weißen Bärten steht. Öko-Rabbis halten ewig lange Schiurim, also Workshops, bei denen nicht mehr herauskommt als: Wir sollen gut zur Natur sein.
Nun ist es sicher nicht schlecht, gut zur Natur zu sein. Aber wenn nach langen Tora-Lektüren nur das herauskommt, fragt man sich, warum man zu diesem Zweck überhaupt Tora lesen muss. Die Argumentationsmuster sind bekannt. Zum Beispiel: "Ihr geht mit dieser Welt um, als hättet ihr noch eine im Kofferraum." Und irgendein Indianerhäuptling soll gesagt haben: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann."
Sogar als Autoaufkleber gab es diesen Spruch des Indianerhäuptlings, meistens neben dem Auspuff platziert, was ja irgendwie ins Bild passt. Der edle Wilde sagt den Europäern ins Gesicht, was die schon immer mal über sich hören wollten. Öko-Rabbis nun machen die Tora zum Indianerhäuptling. Sie darf sagen, was wir immer schon mal über uns hören wollten.
Der Workshop des Öko-Rabbis ist fortgeschritten. Jetzt fordert er uns auf, "die Augen zu schließen und dem Gezwitscher der Vögel nachzuspüren". Ich denke ja nicht daran. Der Öko-Rabbi übrigens auch nicht. Der sieht keineswegs andächtig aus, sondern blättert in seinen Papieren.
Um Schabbat als Öko-Feiertag geht es in dem Workshop eines jüdischen Umweltaktivisten. Die Botschaft: Es würde der Natur viel nützen, wenn fünf Millionen Juden in den USA den Schabbat ökologisch halten würden. Wenn sie Fernseher und Computer ausgeschaltet lassen, wenn sie am Freitag Abend zum Schabbes-Essen ausnahmsweise kein Plastikgeschirr benutzen und aufs Autofahren verzichten.
Vielleicht sind das Botschaften, die in den USA tatsächlich wichtig sind, weil dort der Verzicht auf Plastikgeschirr und Auto tatsächlich Neuigkeitswert haben mag. Und weil Juden dort etwas mit dem Schabbat anfangen können. In Deutschland leben etwas mehr als 100.000 Juden, viele davon dem Judentum so entwurzelt, dass ihnen Schabbatregeln fremd sind. Die müsste ihnen erst mal ein Öko-Rabbi erklären. Und käme nicht umhin zu sagen, dass es rein vom jüdischen Gesetz her betrachtet völlig okay ist, am Schabbat den Fernseher laufen zu lassen, den ganzen, lieben langen Tag. Einzige Bedingung: Man muss ihn vor Sonnenuntergang eingeschaltet haben. Zu einem traditionellen Schabbat gehört außerdem ein warmes Essen. Und weil Feueranzünden am Schabbat verboten ist, halten sich traditionelle Juden das Essen warm. Was immer man zu Wärmeplatten meint: Ökologisch sind sie nicht.
Vielleicht wird mir irgendwann ein Öko-Rabbi beweisen, dass Tora und Ökologie zusammengehören. Bis dahin halte ich beides getrennt für gut. Und bin ich der Meinung, dass nicht zusammenwachsen muss, was nicht zusammen gehört.