Der dritte Weltkrieg. Erich Später über die Ostfront 1941-45. Conte Verlag St. Ingbert, 300 Seiten, 16,90 Euro.
Die Grausamkeit des Weltkriegs
Wie der deutsche Angriff auf die Sowjetunion absichtsvoll zum Massenmord eskalierte, erzählt Erich Später in "Der dritte Weltkrieg". Dass der Abwurf der Atombombe auf Nagasaki militärisch unnötig gewesen sei, will Klaus Scherer beweisen.
Es sei der "Dritte Weltkrieg" gewesen, den die Nationalsozialisten von 1941 bis 1945 an der Ostfront geführt haben. So schrieb Joachim C. Fest 1973 in seinem Buch über "Hitler". Strategisch mit dem Gesamtkrieg, dem "Zweiten Weltkrieg", verbunden habe der Feldzug gegen die Sowjetunion dennoch etwas gänzlich Neues bedeutet.
Für Erich Später sind dies generalstabsmäßig geplante schwere "Menschheitsverbrechen", die selten strafrechtlich verfolgt und erst spät in vollem Umfang erforscht und dokumentiert wurden, weil beide Seiten sie nicht wahrhaben wollten.
Nicht die sowjetische Führung unter Stalin, die eigene Fehler bei der nationalen Verteidigung verdrängte, nicht die Deutschen, die mit aggressivem Selbstmitleid lange jegliche Schuld von sich wiesen.
Und deshalb borgt sich der Historiker und Journalist den Begriff "Dritter Weltkrieg" vom früheren Herausgeber der FAZ für eine Sammlung von Artikeln, die er mal für die Zeitschrift "Konkret" verfasst hat.
Er beschreibt, wie eine Ideologie aus radikalem Antikommunismus, Rassismus und Antisemitismus absichtsvoll einen Angriffskrieg zum Massenmord eskalierte, dem nicht nur eigene Soldaten, sondern Millionen von Rotarmisten und Kriegsgefangenen, Partisanen und Zivilisten zum Opfer fielen, vor allem die jüdische Bevölkerung.
Dabei wurden die Regionen, durch die er führte, auf dem Vormarsch geplündert und auf dem Rückzug zerstört. Bis heute hätten sie sich nicht von den Folgen erholt, während Deutschland zu einer wohlhabenden Wirtschaftsnation aufstieg.
Beide Bombenabwürfe seien nicht nur ethisch ungerechtfertigt, sondern auch militärisch unnötig gewesen. Sie hätten nicht Japans Kapitulation erzwungen, indem der erste am 6. August 1945 Hiroshima und der zweite drei Tage später Nagasaki zerstörte. Sondern im Gegenteil, durch das amerikanische Atomwaffenprojekt von Los Alamos sei 1945 das Kriegsende im Pazifik politisch hinausgezögert geworden.
So lässt sich zusammenfassen, was Klaus Scherer als ARD-Fernsehkorrespondent in Japan und den USA durch seine Reportagen erfuhr. Historische Forschung widerlege jene Nachkriegspropaganda, die sich bis heute als Allgemeingut überliefert hat. Denn es sei für alle Beteiligten angenehmer gewesen, die ersten Einsätze von Atombomben trotz der schrecklichen Folgen immer noch als friedensstiftend erscheinen zu lassen.
Ein perfides Experiment nennt sie dagegen einer der Gesprächspartner. Es habe allein dazu gedient, die Vernichtungskraft der neuartigen Waffe vorzuführen sowie der Sowjetunion und der Welt zu demonstrieren, dass die USA sie bereits in Serie herstellen könnten.
Für Japan, das schon durch konventionelles Bombardement schwer getroffen war, sei vielmehr entscheidend gewesen, dass Moskau nicht neutral blieb, sondern nach einer Hinhalte-Phase zum Kriegsgegner wurde. So sehr sich die Politiker in Tokio über ein Kapitulationsangebot stritten, so wenig interessierten japanische Friedenssignale im diplomatischen Wettstreit der Großmächte, zumindest nicht frühzeitig.
Nagasaki. Klaus Scherer über den Mythos der entscheidenden Bombe. Verlag Hanser Berlin, 272 Seiten, 19,90 Euro, auch als ebook erhältlich.