Verband Deutscher Kunsthistoriker

Schützt die Kulturgüter in der Ukraine!

07:59 Minuten
Eine Passantin geht an einer verhüllten und verpackten Statue vorbei.
Statue der Kathedrale in Lwiw: verhüllt, um sie im Falle eines möglichen russischen Angriffs vor Beschädigung zu schützen. © picture alliance / Photoshot / Alona Nikolaievych
Kilian Heck im Gespräch mit Gabi Wuttke · 17.03.2022
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Der Verband Deutscher Kunsthistoriker fordert mehr Hilfe, um die ukrainischen Kulturschätze vor dem Krieg zu retten. Unter anderem sei eine fotografische Dokumentation der Kunstwerke nötig, so Verbandspräsident Kilian Heck - auch mit Blick auf mögliche Kriegsverbrecherprozesse.
Der Verband Deutscher Kunsthistoriker fordert, mehr für den Erhalt ukrainischer Kulturgüter zu tun. Die meisten ukrainischen Kolleginnen und Kollegen wollten ihr Land nicht verlassen, um die Museen zu beschützen, sagt Verbandsvorsitzender Kilian Heck.
Ein Mann in Anzug und Krawatte, mit Seitenscheitel, Brille und Drei-Tage-Bart blickt in die Kamera.
Der Kunsthistoriker Kilian Heck appelliert an die deutsche Kulturpolitik, der Ukraine schnell zu helfen.© picture alliance / Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa
Programme für Hilfe auf der Flucht griffen deshalb nicht, sagt Heck, man müsse den Menschen vor Ort helfen. Hier sollte die deutsche Kulturpolitik aktiv werden. Zwar gebe es Initiativen, zum Beispiel von Icomos oder dem Deutschen Archäologischen Institut, aber vieles sei unkoordiniert: "Ein Krisenstab, der diese ganzen Informationen bündelt, wäre sehr wichtig."

Unbürokratisch und schnell

Feuerlöscher zum Beispiel würden dringend gebraucht, sagt Heck: "Damit Brände schnell gelöscht werden können." Der Verband habe zwar eine Spendenkampagne gestartet, bisher aber nur 3000 Euro zusammenbekommen: "Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Da wäre unbürokratisch und schnell viel mehr Geld notwendig."
Da nicht sicher sei, ob alle Kulturschätze gerettet werden können, sei es unabdingbar, sie nun zumindest zu dokumentieren. "Es wäre wichtig, dass jetzt Fotokampagnen stattfinden", sagt Heck. Czernowitz in der Bukowina sei zum Beispiel ein zentraler Ort der jüdischen Kulturgeschichte in Europa: "Die Stadt ist übersät mit wertvoller Architektur des 19. Jahrhunderts."

Beweise sammeln für Den Haag

Die Dokumentation der Kulturgüter sei auch mit Blick auf eventuelle Anklagen gegen Kriegsverbrecher entscheidend, sagt Heck: "Es müssen Beweise geschaffen werden. Wir müssen an die Zeit denken, wo es in Den Haag zu Prozessen kommt."
Für das Tarnowski Museum in Tschernihiw kommt allerdings jede Hilfe zu spät. "Der Museumsleiter hat aus dem Bunker noch eine Zoom-Schaltung mit uns gehabt und drei Tage später war das Museum zerstört", sagt Heck. Und auch das Theater in Mariupol wurde Ziel eines russischen Luftangriffes. Dort sollen bis zu 1300 Menschen Schutz gesucht haben. Wie viele Tote und Verletzte es gab, ist noch unklar.
(beb)
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