Die Lage in Czernowitz

Alles von Wert kommt in den Keller

07:47 Minuten
Eine Frau sucht Schutz vor dem Krieg in der Ukraine in einem Keller.
Im Krieg wird der Keller zum wichtigsten Ort. © picture alliance / AA | Aytac Unal
Oxana Matiychuk im Gespräch mit Johannes Nichelmann · 04.03.2022
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Sporthallen, Studentenwohnheime oder Keller werden kurzerhand umfunktioniert, um in Czernowitz Leben zu schützen und den Widerstand gegen die russische Armee zu organisieren. Sie sind auch Zufluchtsort für die vielen in die Stadt geflüchteten Menschen.
Im ukrainischen Czernowitz im Westen des Landes ist nichts mehr, wie es vor ein paar Tagen noch war, wie Oxana Matiychuk berichtet. Die Literaturwissenschaftlerin leitet die ukrainisch-deutsche Kulturgesellschaft Gedankendach in Czernowitz.
Ihr Büro befindet sich in der Jurij-Fedkowytsch-Universität der Stadt. Von hier aus ist sie nun mit ihren Kollegen für Logistik, Koordination, Organisation und was sonst noch alles im Krieg anfällt, zuständig. Dank ihrer Universitäts- und Kulturkontakte verfügt sie über ein sehr breites Netzwerk, das sie nun nutzt, um zu helfen.

Massenunterkünfte für Geflüchtete aus dem Osten

Die bei Touristen beliebte Stadt im Dreiländereck zwischen Rumänien und Moldau hat sich komplett verändert, wie Matiychuk berichtet: Auf der einen Seite verlassen viele die Stadt, auf der anderen Seite kommen viele Geflüchtete aus dem Osten des Landes hier an. Sie werden in Massenunterkünften in Schulen, Sporthallen und Studentenwohnheimen untergebracht.
Für die Sicherung bedrohter Kulturgüter gebe es allerdings keine Hilfe vonseiten der staatlichen Verwaltung, diese sei absolut überfordert, sagt Matiychuk. Ob und wie die einzelnen Sammlungen letztlich gesichert würden, hänge von den einzelnen Museumsverantwortlichen ab.

Provisorischer Schutz in Kellern

Die Literaturwissenschaftlerin berichtet von einem kleinen privaten Museum: „Da wurde mir gesagt, sie tun gar nichts. Sie haben keine Kapazitäten im Prinzip, keinen sicheren Ort, wo sie die Sachen unterbringen können.“
Von Mitarbeitern eines größeren, staatlichen Museums habe sie gehört, dass man zumindest die Ausstellungsgegenstände, die nah am Fenster stünden, nun woanders platziere und das besonders Wertvolle in Räumen im Keller aufbewahre. „Gleichzeitig sind diese Keller auch der öffentliche Luftschutzraum.“

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