Kujat: Wehrpflicht ist "ab absurdum" geführt worden

25.09.2010
In Zusammenhang mit den Plänen für die Aussetzung der Wehrpflicht und die Abschaffung der Musterung beklagt der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, eine Aushöhlung der Wehrpflicht aus rein finanziellen Gründen in den vergangenen Jahren.
Dadurch sei die Wehrpflicht "ad absurdum" geführt worden, sagte der General a.D.: "Insofern ist der Schritt überfällig und konsequent." Kujat betonte aber, dass er selbst die Wehrpflicht immer als ein "ganz wertvolles Gut" angesehen habe. Die Streitkräfte hätten davon profitiert, ihren Nachwuchs auch aus den gut qualifizierten jungen Menschen rekrutieren zu können. Ebenso habe die Gesellschaft dadurch Vorteile gehabt: "Ich habe die Wehrpflicht auch immer gesehen als eine Art demokratischer Kontrolle von Innen. Denn die Wehrpflichtigen dienen ja nur kurze Zeit, gehen dann nach Hause und sprechen mit Freunden und Bekannten über das, was sie erlebt haben."

Der Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte Herfried Münkler von der Humboldt-Universität Berlin sieht allerdings keine Gefahr, dass sich die Bundeswehr durch eine Abschaffung der Wehrpflicht von den Bürgern entfernen könnte. Die Demokratien des Westens hätten nur in Ausnahmefällen Wehrpflichtarmeen gehabt. Die Abschaffung der Wehrpflicht bezeichnete der Politikwissenschaftler als eine Konsequenz der Veränderungen seit 1989, auch weil eine militärische Auseinandersetzung im mitteleuropäischen Raum unwahrscheinlich geworden sei: "Man hätte eigentlich früher damit beginnen können. Unsere Nachbarn haben ja auch früher damit begonnen."

Das vollständige Gespräch mit Harald Kujat und Herfried Münkler im Rahmen der Sendung "Radiofeuilleton - Im Gespräch" können Sie in unserem Audio-on-Demand- Angebot als MP3-Audio ( 1.Stunde , 2. Stunde ) nachhören.
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