Krimibestenliste Dezember

    Rassismus und Polizeigewalt im Krimi

    Krimibestenliste im November 2020
    Die Top drei auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur und Frankfurter Allgemeine im Dezember: Dominique Manotti steigt neu ein auf Rang zwei. © Illustration: Bianca Schaalburg, Montage: Deutschlandradio / Ariadne, Ellert & Richter
    05.12.2020
    Denise Mina behauptet mit ihrem Buch "Götter und Tiere" die Spitzenposition im letzten Monat des Jahres. Robert Bracks "Dammbruch" verbessert sich auf Rang drei. Aus dem Stand auf Platz zwei: Dominique Manottis Rassismuskrimi "Marseille.73".
    Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.

    Buchcover Denise Mina "Götter und Tiere"
    Denise Mina: "Götter und Tiere"© ariadne Verlag /Deutschlandradio
    Glasgow. Ein Raubüberfall mit Todesopfer, ein alternder Labour-Politiker in Seitensprung-Kalamitäten, Polizisten mit Bergen von Bestechungsgeld, ein moralisch unsicherer Erbe – alles ganz normal. Die Serie um Detective Alex Morrow: das hellwache Porträt einer starken Frau und ihrer chaotischen Stadt.

    1 (-) Denise Mina: "Götter und Tiere"
    Aus dem Englischen von Karen Gerwig
    ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
    352 Seiten, 21 Euro


    Das Cover von Dominique Manottis Buch "Marseille 73" auf orange-weißem Hintergrund
    Dominique Manotti: "Marseille 73"© Ariadne im Argument-Verlag
    Als ein verrückter Araber einen Busfahrer ersticht, legen die Fremdenhasser los. Malek, 16, Berufsschüler, wird niedergeschossen. Commissaire Daquin und sein Team agieren taktisch klug, fast allein gegen Ausländerhass, Mordwut, Verlustangst, Rassisten im Apparat. All das gab es schon in Marseille 1973.

    2 (-) Dominique Manotti: "Marseille.73"
    Aus dem Französischen von Iris Konopik
    Ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
    400 Seiten, 23 Euro


    Buchcover Robert Brack "Sturmflut"
    Robert Brack "Sturmflut"© Ellert & Richter Verlag / Deutschlandradio
    Hamburg, Februar 1962. Dämme brechen, das Wasser steigt, wer wird überleben? Tresorknacker Lou will mit Goldschatz nach Kuba. Der junge Piet wird zum Lebensretter. Betty bekämpft ihre bösen Erinnerungen mit der Garotte. Die Fluten reißen alles mit. Mittendrin die kleinen Kämpfe ums Überleben. Echt.

    3 (6) Robert Brack: "Dammbruch"
    Ellert & Richter, Hamburg 2020
    240 Seiten, 12 Euro


    Das Cover von Mick Herrons Buch "Real Tiger" auf orange-weißem Hintergrund.
    Mick Herron: "Real Tiger"© Diogenes / Deutschlandradio
    London. Ein angeheuertes "Tiger-Team" greift testhalber den Geheimdienst MI5 an. So der trickreiche Plan. Was aber, wenn die Tiger real sind? Jackson Lambs Agenten, eigentlich auf dem Abschiebegleis, zeigen, was sie draufhaben. Halsbrecherische Satire auf die eitle Upper Class und ihre Spy-Bürokratie.

    Mick Herron: "Real Tigers"
    Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer
    Diogenes, Zürich 2020
    480 Seiten, 18 Euro



    Busan 1993. Guam – das ist Tradition, Strand, Verbrechen im Kleinformat. Für Old Son managt Huisu seit 20 Jahren dort das Hotel und die Deals, einsam und besonnen achtet er die Regeln. Bis ihm die Selbstständigkeit winkt. Großes Sozial- und Gangsterepos: Neu verdrängt Alt, Globalisierung steigert Gewalt.
    Coverabbildung von Un-Su Kim: "Heißes Blut"
    Un-Su Kim: "Heißes Blut"© Deutschlandradio / Europaverlag

    5 (3) Un-Su Kim: "Heißes Blut"
    Aus dem Französischen von Sabine Schwenk
    Europaverlag, Berlin/München/Wien/Zürich 2020
    582 Seiten, 24 Euro


    Buchcover Éric Plamondon "Taqawan"
    Éric Plamondon "Taqawan"© Lenos Verlag / Deutschlandradio
    Restigouche, Québec. 1981 zerreißen Polizisten die Lachsnetze der Mi’gmac, die fünfzehnjährige Océane wird vergewaltigt. Zwei Einzelgänger, Ranger Leclerc und Mi’gmac William, helfen dem Opfer, klären auf und üben Rache. Knapp, aber oho: Essay über weißen Kolonialismus und strukturelle Gewalt - als Krimi!

    6 (10) Éric Plamondon: "Taqawan"
    Aus dem Französischen von Anne Thomas
    Lenos, Zürich 2020
    208 Seiten, 22 Euro


    Coverabbildung Joachim B. Schmidt: "Kalmann"
    Joachim B. Schmidt: "Kalmann"© Deutschlandradio / Diogenes-Verlag
    Raufarhöfn, Island. Kalmann vergisst viel und rechnet schlecht, aber sein Gammelhai ist der zweitbeste in Island. Als er am Arctic Henge eine Blutlache entdeckt, sagt er gleich Bescheid. Hat ein Eisbär Róbert gefressen? Einfühlsame Variante des Topos "behinderter Detektiv" in grandioser Landschaft.

    7 (4 ) Joachim B. Schmidt: "Kalmann"
    Diogenes, Zürich 2020
    352 Seiten, 22 Euro



    Tiverton, South Australia. Alles wie immer: Es wird geklaut, gesoffen, geprügelt. Hirsch, allein auf sehr weiter Flur, ist ein "freundlicher Dorfpolizist". Da wird eine Frau erschossen, zwei Kinder fliehen, Hauptstadt-Cops schaffen Chaos. Große Literatur, entstanden aus Kleinem.
    Das Cover von Garry Dishers Buch "Hope Hill Drive" auf orange-weißem Hintergrund.
    Garry Disher: "Hope Hill Drive"© Unionsverlag / Deutschlandradio

    8 (2) Garry Disher: "Hope Hill Drive"
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Unionsverlag, Zürich 2020
    336 Seiten, 22 Euro


    Das Cover des Buches von Nick Kolakowski: "Love and Bullets" auf orangen-weißem Hintergrund.
    Nick Kolakowski: "Love and Bullets"© Suhrkamp / Deutschlandradio
    New York City, Nicaragua, Oklahoma. "Glory, glory, paranoia" – Dandy-Betrüger Bill und Killerin Fiona, ein Liebespaar auf der Flucht vor dem Mob, den sie gelinkt haben. Herzhaft durchgeknallte Gangstergroteske. Highlight: Ein Tesla gleitet mit geköpftem Fahrer im autonomen Modus durch Manhattan.

    9 (-) Nick Kolakowski: "Love & Bullets"
    Aus dem Englischen von Stefan Lux
    Suhrkamp, Berlin 2020
    423 Seiten, 11 Euro


    Das Cover des Buches von Nathaniel Rich, "King Zeno", auf orange-weißem Hintergrund.
    Nathaniel Rich: "King Zeno"© Rowohlt / Deutschlandradio
    New Orleans schwitzt 1919 vor Angst. Die spanische Grippe wütet, ein Axtmörder treibt sein Unwesen, beim Bau des Binnenhafens wird Urwald vernichtet und weitere Leichen tauchen auf. Im Chaos findet ein junger schwarzer Jazzmusiker seinen Stil. Beklemmendes Panorama, vor Corona verfasst.

    10 (-) Nathaniel Rich: "King Zeno"
    Aus dem Englischen von Henning Ahrens
    Rowohlt, Berlin 2020
    448 Seiten, 24 Euro


    Alles über Mord und Totschlag: Unser Krimiportal informiert über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur und stellt die wichtigsten Neuerscheinungen vor.

    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
    Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
    Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Die Jury:

    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
    Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
    Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
    Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
    Frank Rumpel, "SWR"
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"

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