Kreativitätsforschung

Müßiggang fördert kreatives Denken

07:35 Minuten
Grafische Darstellung: Eine Person liegt in Hängematte innerhalb einer Glühbirne.
"Man muss sich entspannen, und wenn man das macht, dann erweitert man den Assoziationsraum", sagt Louise Röska-Hardy. © imago images/Ikon Images/Patrick George
Louise Röska-Hardy im Gespräch mit Julius Stucke · 07.10.2020
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Permanent wollen wir kreative Ideen haben. Geistesblitze kommen aber nicht auf Bestellung. Um innovativ zu sein, müssen wir auch einfach mal nichts tun und die Gedanken schweifen lassen, sagt die Philosophin Louise Röska-Hardy.
Kreativität ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen oder etwas Besonderes zu erschaffen. Ohne Kreativität gibt es keine Innovationen und ohne sie kommen wir als Gesellschaft wohl kaum weiter. "Wie kommt das Neue in die Welt" heißt nun eine Tagung in Essen. Wir haben mit der Philosophin Louise Röska-Hardy gesprochen, die am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Naturwissenschaften forscht.
Louise Röska-Hardy beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, was im Gehirn passiert, wenn wir kreativ werden und neue Ideen haben. So gebe es im Gehirn dafür ein eigenständiges sogenanntes "Default-mode"-Netzwerk. Dieses Netzwerk werde immer dann aktiv, wenn wir nichts Besonderen machen würden, sondern tagträumen oder einfach die Gedanken schweifen lassen, so Röska-Hardy. Experimente hätten gezeigt, dass Probanden eine kreative Aufgabe besser lösen, wenn sie zwischendurch eine Pause eingelegt und kurz abgeschaltet haben.

Keine Ideen auf Knopfdruck

Allerdings könne man Kreativität nicht intendieren, sagt Röska-Hardy. Sie könne aber gefördert werden, wenn man an den nächsten Urlaub oder an etwas Schönes wie die Brandung am Meer denken würde. "Man muss sich entspannen, und wenn man das macht, dann erweitert man den Assoziationsraum. Man kann aber nicht sagen: Jetzt werde ich kreativ."
"Default-mode"-Netzwerk könne man auch mit "Ruhezustandsnetzwerk" übersetzen, auch wenn das etwas irreführend sei, denn es sei ein hochaktives Netzwerk, das vieles erledigt, gerade wenn wir nichts tun würden, so Röska-Hardy. "Es sortiert Gedanken und Erinnerungen, es speichert gerade Erlerntes." Es sei sozusagen ein Netzwerk, das aktiviert wird, wenn das Gehirn ruhen würde. Und diese Ruhe würde dann Kreativität fördern.

Fördert Homeoffice die Kreativität?

Bewusst zugreifen könne man auf das "Default-mode"-Netzwerk nicht, erklärt Röska-Hardy, es würde immer nur im Hintergrund arbeiten, sobald wir uns mit monotonen Aufgaben beschäftigen würden.
Auch Homeoffice führe nicht zu mehr Kreativität. Neben der Arbeit würden zu Hause zu viele andere Aufgaben im Haushalt auf einen warten, die keine Kreativität fördern würden.
(jde)
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