Kinokolumne Top 5

Die besten Filme mit John Cleese

05:28 Minuten
britischer Schauspieler, Komiker und Autor, am 16.11.1996 in Oslo. Cleese, Mitbegründer der Komikertruppe "Monty Python's Flying Circus", begann Ende der 70er Jahre mit eigenen Projekten, so der Fernsehkomikreihe "Faulty Towers" und der Slapstickgroteske "Clockwise". Einen Welterfolg landete er mit dem Kinofilm "Ein Fisch namens Wanda". Daneben schrieb er mit seinem Psychotherapeuten den Lebensratgeber "Life and How to Survive it" und baute ein Psychotraining für britische Führungskräfte auf. In der Videoreihe "The Unorganized Manager", vertrieben von seiner eigenen Firma, bringt er auf humorvolle Weise Managern Führungsprinzipien nahe. |
Von Klamauk bis seriöse Rollen: Der britische Schauspieler John Cleese gehört zu den Großer seiner Zunft. © picture-alliance/dpa/Aargaard
Von Hartwig Tegeler · 26.10.2019
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John Cleese wird 80 Jahre alt. Berühmt wurde der Schauspieler als Mitglied von Monty Python, aber er spielte auch Q in Pierce Brosnans James-Bond-Filmen und trat bei Harry Potter auf. Ein Rückblick auf seine fünf besten Rollen.
Dass das Komische und Tragische sehr nahe beieinander liegen, auch in seiner Person, machte John Cleese vor Jahren in einem Interview deutlich, in dem er gestand, jahrelang unter Depressionen gelitten zu haben. Der Komiker, Drehbuchautor und Schauspieler, berühmt geworden als Mitglied der Monty-Python-Anarcho-Truppe, wird am 27. Oktober 80 Jahre alt.
John Cleese erklärt sich übrigens – auch angesichts des Brexit-Chaos – enttäuscht über England. Nein, er sei nicht mehr stolzer Brite bzw. Engländer, der er einst war.

Platz 5: "Silverado" von Lawrence Kasdan (1985)

Ganz ungewohnt: John Cleese dann auch einmal in einer ernsten Rolle zu sehen, wenn er in diesem Western den Kleinstadt-Sheriff mimt, der den schwarzen Cowboy Danny Glover aus der Stadt verjagen will. Schlägereien mag er nicht; nicht gut für den Frieden und auch nicht für die Möbel, meint er pragmatisch. Aber natürlich kann man diesen Sheriff, besser diesen Ordnungshüter, mit seinem schnöseligen britischen Englisch einfach nicht ernst nehmen, weil auch 1985 in "Silverado" immer dieser absurde Humor der John-Cleese-Vergangenheit mitschwingt. Wie sagte er mal über die Monty-Python-Sketche? "It was always best when it meant nothing." – "Am besten war′s, wenn′s gar keinen Sinn hatte."

Platz 4: "Monty Python′s Flying Circus" (ab 1969)

Der Lehrer – John Cleese – bringt seinen Schülern in der Turnhalle die Selbstverteidigung gegen … ja, man muss gegen alles gewappnet sein … frisches Obst bei. Einführung, theoretische Planung und dann die Praxis. "Also vorwärts, greifen Sie mich so brutal, wie es geht, mit der Banane an. Ich warte, ich warte!" Der Schüler stürzt los mit der Banane, John Cleese zieht eine Pistole, ein Schuss. Und kommentiert den Ablauf der leicht ins Blutige abgedrifteten Turnszene: "Und jetzt esse ich die Banane." Am Ende des Sketches gibt es gar einen Kommentator: "Verzeihung, ich erlaube mir festzustellen, dass dieser Film mit fortschreitender Dauer immer blödsinniger wird." Es kann nur zahnlos wirken, diesen Humor mit dem Etikett "durchgeknallt" zu ehren, weil die Chance, mit Sprache die Absurdität der Welt zu beschreiben, gegenüber der Wucht dieser Sketche nur versagen kann.

Platz 3: "Fawlty Towers" (ab 1975)

Basil Fawlty, cholerischer Besitzer und Betreiber eines kleinen Hotels, hat sie nicht alle. Wenn die Deutschen kommen, um eine Mahlzeit zu nehmen, sowieso nicht. Sein verzweifelter Versuch, den Krieg nicht zu erwähnen – "Don′t mention the war!" – klappt natürlich nicht. Und wenn John Cleese am Ende im preußischen Stechschritt durch diesen Ort reinen Wahnsinns marschiert, die rechte Hand an der Lippe, um den Bart des Führers zu imitieren, dann hält der Komiker den Briten und ihrer Besessenheit von "World War II" und dem Hass auf die Deutschen einen provozierenden Zerrspiegel vor.

Platz 2: "James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug" (1999)

Ganz klar ist mir nicht, ob John Cleese als Nachfolger von Q in der Rolle des Bond-Technik-Tüftlers Absurdität evoziert, die möglicherweise gar nicht beabsichtigt war. Jedenfalls wirkt dieser Q so, als spiele ein Junge, der zu viel Geld in die Finger bekommt, mit allem, was man in die Luft jagen kann. Doch vielleicht bringt ja John Cleese mit seinem verzweifelt um Ernsthaftigkeit ringenden Blick und dem Kampf, nicht schallend loszulachen, das Bond-Universum auf den Punkt.

Platz 1: "Ein Fisch namens Wanda" (1988)

Der Star-Anwalt Archie kommt nach Hause zur verwöhnt-verkniffenen Gattin. Die hat nur ihre Tee-Partys im Kopf. Dass Archie auf die sexy Gangsterbraut – Jamie Lee Curtis – reinfällt: kein Wunder. Das Drehbuch von John Cleese und Charles Crichton explodiert geradezu vor grandios komischen Dialogen, in denen auch typisch Britisches und das unverschämt pragmatisch Amerikanische in einem Klischee-Feuerwerk aufeinanderprallen. "Ein Fisch namens Wanda" wurde Kult. Und wenn John Cleese vor dem ersten Akt – sexuell, ja, ja – mit Jamie Lee Curtis einen Striptease hinlegt, dabei, nun nackt, von den Mietern der Wohnung überrascht sein Ungemach so kommentiert mit "Tja, tja, was ja wohl die Lage ein wenig verändert … ähem!", das ist klassisches britisches Understatement, das wir wirklich nur John Cleese abnehmen.
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