Kanada legalisiert Cannabis

Das Geschäft mit dem Gras

Cannabis-Pflanze in der Nähe der nordisraelischen Stadt Safed
In Kanada ist der Verkauf von Gras jetzt legal. Demnächst könnte es sogar Cannabis-Gummibärchen geben. © dpa / picture alliance / Abir Sultan
Von Kai Clement |
Seit Mittwoch ist es in Kanada erlaubt, Cannabis zu kaufen, zu besitzen und zu konsumieren. Ökonomen prophezeien einen neuen, milliardenschweren Markt für das Land. Auch in Gummibärchen könnte nun bald Marihuana sein.
Lange Schlangen vor den Geschäften, verspricht Bruce Linton. Einen Andrang wie bei der Einführung eines neuen i-Phones. Das würde Bruce Linton bestens gefallen, schließlich leitet er mit Canopy Growth die größte Cannabis-Firma der Welt.
Eigentlich hätten die Geschäfte bereits diesen Sommer für die Droge öffnen sollen. Doch alles hat länger gedauert. Zu viele offene Fragen, zu viel Regelungsbedarf. Wie viel Cannabis im Handgepäck im Flieger? Dürfen Cannabis-Geschäftsleute überhaupt noch in die USA einreisen? Wie hoch sollen die Steuern sein? Wer in der Regierung weiß schon, wie man einen legalen Markt für eine Droge aufbaut - spottet Kanadas Sender CBC.

Patchwork-Regelung

Klar ist immerhin: Ab heute darf jeder Erwachsene Cannabis in geringen Mengen kaufen, besitzen und konsumieren - aber nicht am Steuer.
Der Rest ist ein Patchwork, geregelt von Kanadas Provinzen und Territorien, vergleichbar den deutschen Bundesländern. Fast alle sagen: zulässiger Höchstbesitz sind 30 Gramm. In Quebec allerdings ist es mit 150 Gramm das Fünffache. Verkauf nur über Abgabestellen der Regierung, vergleichbar mit den kanadischen Alkoholgeschäften. So ist es in Nova Scotia, auch online erlaubt. Zulässig sind auch private Geschäfte - so ist es in Britisch Kolumbien. Das Alter liegt mal bei 18, mal bei 19 Jahren. In Quebec könnte es auf 21 steigen.

Die Welt schaut nach Kanada

Das passt Premier Justin Trudeau nicht, wie er jetzt auf einer Auslandsreise in Armenien erklärt hat: "Das könnte ein Marktsegment schaffen, das ausschließlich von illegalen Händlern bedient wird, vom Schwarzmarkt, von kriminellen Organisationen." Den Schwarzmarkt auszutrocknen und Minderjährige besser vor der Droge zu schützen gehört aber zu den erklärten Zielen der kanadischen Regierung.


Nun blickt die Welt gebannt auf die erste der großen G7-Industrienationen und nach Uruguay, überhaupt erst das zweite Land, das Marihuana freigibt. Werden die Ziele eingelöst? Und wie schlimm sind die Risiken und Nebenwirkungen, die auch ein großer neon-gelber Warnaufkleber auf jeder Packung ausführt, etwa für Schwangere?
Menschen feiern auf einer Party am 17. Oktober in Toronto die Legalisierung von Cannabis. 
Menschen feiern auf einer Party am 17. Oktober in Toronto die Legalisierung von Cannabis. © picture alliance/dpa/Foto: Chris Young

Demnächst: Gummibärchen mit Gras

Wie Bruce Linton und sein Cannabis-Hersteller Canopy Growth stehen zudem ganze Industriezweige in den Startlöchern -mit Kanada als Speerspitze der Bewegung. Ökonomen rechnen mit einem milliardenschweren Markt. Ob Gummibärchen, Schokolade Zimtschnecken oder Bier - überall könnte demnächst Marihuana drin sein. Demnächst heißt allerdings: frühestens in einem Jahr, bis dahin bleiben all diese Produkte auch in Kanada verboten.
Richard Stanwick, Arzt und Leiter der Gesundheitsbehörde von Vancouver Island, freut sich über diese Schonfrist. Vor kurzem erst musste er ein mit Cannabis-Gummibärchen vergiftetes Kind behandeln. Und das, so fürchtet er, werde mit der Legalisierung solcher Lebensmittel nur zunehmen.
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