Kampf um Gleichberechtigung im Tennis

Billie Jean Kings wichtigstes Match

Tennisspieler Bobby Riggs fasst Tennisspielerin Billy Jean King spielerisch an die Armmuskeln, während Billy Jean King mit einem triumphierenden Lachen einen Tennisball in die Kamera hält.
Billy Jean King (rechts) gab sich gegenüber Bobby Riggs schon im Vorfeld des "Battle of Sexes" siegesgewiss. © CSU Archives/Everett Collection/Picture Alliance
Von Martin Ganslmeier · 20.09.2018
Es sollte ein Tennisspiel mit historischer Bedeutung werden. Der Herausforderer war ein alternder Chauvi. Bei der so genannten "Battle of the Sexes" 1973 in Houston trat Billie Jean King gegen den ehemaligen Wimbledon-Sieger Bobby Riggs an.
"Es ist eine Atmosphäre wie beim Football am Montagabend", schildert der Reporter zu Beginn der Fernsehübertragung. "Kein gewöhnliches Tennisspiel, sondern ein Ereignis." Über 30.000 Zuschauer sind in den Astrodom von Houston gekommen. Weltweit verfolgen über 90 Millionen Menschen den "Kampf der Geschlechter" am Bildschirm - bis heute die zweitgrößte Zuschauermenge, die es je für ein Tennisspiel gab.
Als Billie Jean King auf einer goldenen Trage ins Stadion gebracht wird, kommentiert Amerikas berühmtester Sportjournalist der siebziger Jahre, Howard Cosell: "Und hier kommt Billie Jean King, eine sehr attraktive junge Frau! Wenn sie nur ihr Haar schulterlang tragen und ihre Brille abnehmen würde, hätte sie eine Chance in Hollywood."

Ein Kampf für gerechtere Siegprämien

Cosell war harmlos im Vergleich zu Bobby Riggs, dem ehemaligen Wimbledon-Sieger und Herausforderer von Billie Jean King. Der 55-jährige bekennende Chauvinist hatte wenig Verständnis für den Kampf der Frauen für mehr Gleichberechtigung, der 1973 Amerika bewegt. Während Billie Jean King gegen die ungerechten Siegprämien protestierte, hielt Bobby Riggs Frauen-Tennis für Firlefanz:
"Amerikanische Frauen sind die privilegierteste Gruppe aller Zeiten. Und immer noch sind sie unzufrieden und wollen mehr. Wir müssen diese Frauen jetzt endlich stoppen."
Deshalb, aber auch weil er Geld und neue Sponsoren brauchte, forderte Bobby Riggs die besten Tennisspielerinnen der Welt auf, gegen ihn anzutreten. Er würde sie allesamt vom Platz fegen, kündigte Riggs in der Tonight-Show von Johnny Carson an. Und auf Carsons Frage, ob er Frauen möge, sagte Riggs:
"Doch ich mag sie sehr, sowohl im Bett als auch in der Küche."
Klar sei er ein chauvinistisches Männer-Schwein, bekannte Riggs freimütig. Zunächst war jedoch nur eine Weltklasse-Spielerin bereit, gegen ihn anzutreten: die junge Australierin Margaret Court. Doch zum Entsetzen vieler Frauen unterlag sie im Mai 1973 dem alternden Chauvi deutlich mit 2:6 und 1:6. "Als Margaret damals verlor", erinnert sich Billie Jean King später im Radiosender NPR, "da wusste ich: jetzt musst du ran; ich hatte keine Wahl".

Billie Jean King bereitete sich akribisch vor

Billie Jean King willigte ein in den "Kampf der Geschlechter" am 20. September 1973 im Stadion von Houston. Was aus heutiger Sicht eher wie eine große Zirkusveranstaltung wirkt, empfand die damals 29-Jährige als enorme Belastung. Es sei eine "Loose-Loose-Situation" für sie gewesen, sagt Billie Jean King im Rückblick: "Wenn ich das Spiel gewinne, habe ich einen 55-Jährigen geschlagen - keine große sportliche Leistung. Aber was passiert, wenn ich verliere?"
Es wäre eine Steilvorlage für all jene, die Frauen-Tennis nicht ernst nehmen und die Gleichberechtigung für Frauen ablehnen. Und so wollte Billie Jean King nichts dem Zufall überlassen und bereitete sich akribisch auf das wichtigste Spiel ihres Lebens vor. Im ersten Satz trug Bobby Riggs noch provozierend die Jacke seines Sponsors. Doch Billie Jean King brachte ihn schnell ins Schwitzen. Und nach nur drei Sätzen hatte sie Matchball.

Bei den heutigen Grand-Slam-Turnieren verdienen Frauen und Männer gleiches Preisgeld. "Insofern ist diese Gleichberechtigung ja da", sagt Andrej Antic, Chefredakteur des tennis Magazin. Hören Sie hier das Interview in voller Länge:

Frauen in den USA und weltweit jubelten damals über Billie Jean King. Die heute 74-jährige New Yorkerin feierte später noch viele Triumphe - nicht nur auf dem Tennisplatz, auch als Vorkämpferin für die Rechte von Frauen und von Homosexuellen. Doch auf kein Ereignis wird die fünffache Wimbledon-Siegerin noch heute so oft angesprochen wie auf ihr Duell mit Bobby Riggs.
Und auch Bobby Riggs war nach seiner Niederlage am 20. September 1973 nicht mehr der ehemalige Wimbledon-Sieger. Stattdessen blieb er im Kollektivgedächtnis Amerikas der unbelehrbare Chauvi, der das Match gegen Billie Jean King verlor.
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