Kammermusikmarathon: Das Werk von Josef Suk (2/2)

Melancholie und Groteske

Photographic portrait of Josef Suk (1874-1935) a Czech composer and violinist. Dated 20th Century PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY Photographic Portrait of Joseph Suk 1874 1935 a Czech Composer and Violinist dated 20th Century PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY
Musik mit melancholischem Blick: Der tschechische Komponist Josef Suk (1874-1935) © imago stock&people
Moderation: Olaf Wilhelmer · 05.02.2020
Überall Beethoven, nur nicht hier: Die Berliner Philharmoniker haben sich zuletzt verstärkt dem Schaffen von Josef Suk gewidmet. Die erlesene Kammermusik des tschechischen Spätromantikers zeugt von der genialen Begabung eines Frühreifen.
Kein runder Geburtstag, kein Gedenkanlass oder ähnliches verbindet sich in diesem Jahr mit Josef Suk (1874-1935). Es scheint einfach die Zeit gekommen zu sein, diesen halbvergessenen oder zumindest unterschätzten Komponisten der Spätromantik zu rehabilitieren.
Nach Aufführungen von Josef Suks großer "Asrael"-Sinfonie unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko haben die Berliner Philharmoniker einen vierstündigen Kammermusikmarathon veranstaltet. Er war ausschließlich Werken von Josef Suk gewidmet.

Am Rande der Moderne

Josef Suks Jahrgang ist bemerkenswert: 1874 wurden auch Arnold Schönberg und Charles Ives geboren – Zeitgenossen, an deren Gegenbild sich erkennen lässt, warum Suk auch heute noch viel weniger Beachtung findet. Ihm fehlte das Sendungsbewusstsein eines Schönberg und die Radikalität, mit welcher der wohlhabende Versicherungsunternehmer Ives nach Feierabend für die Schublade komponierte.
In erster Linie war Suk Geiger des damals berühmten Böhmischen Streichquartetts, dann ein gefragter Lehrer, gelegentlich auch ein Pianist, und dann erst ein Komponist. Bevor sich Suk dem großen Orchester zuwandte und eine Handvoll großer sinfonischer Dichtungen schuf, erschloss er sich die Instrumente systematisch: Erst schrieb er Werke für Klavier solo, gefolgt von Duos, einem Klaviertrio, einem Klavierquartett, einem Klavierquintett und Streichermusik.

Seltenes Lob

Etliche von Suks Kammermusikwerken werden von Solisten und Gästen der Berliner Philharmoniker beleuchtet – eine seltene Gelegenheit, diese teils noch im Teenager-Alter komponierte Musik zu hören. In diesem Fall das sinfonisch gedachte Klavierquintett op. 8, für das Suk von Johannes Brahms gelobt wurde. Und das kam sehr selten vor, wenn Brahms Musik jüngerer Zeitgenossen hörte. Dazu die Violinstücke op. 17, mit denen sich Suk im Jahr 1900 auf musikalisch neue Bahnen begab, indem er neben der für ihn typischen Melancholie auch groteske Elemente in den Vordergrund stellte.
Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie
Aufzeichnung vom 12.01.2020
Kammermusikmarathon: Das Werk von Josef Suk (2/2)
Vier Stücke für Violine und Klavier op. 17
"Erlebtes und Erträumtes", Klavierstücke op. 30 (Auszüge)
Klavierquintett g-Moll op. 8
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