Judith Drews: "Draussen"

Wie Kinder die Natur entdecken

Drei Kinder stehen auf einer kleinen Grasinsel in der Wupper im Brückenpark unter der Müngstener Brücke in Solingen (Nordrhein-Westfalen). (Foto vom 25.05.2014)
Drei Kinder stehen auf einer kleinen Grasinsel in der Wupper. © picture-alliance / dpa / Horst Ossinger
Von Regina Voss · 04.08.2015
Spielen, bauen, sammeln, beobachten – in der Natur können Kinder lernen, die Welt zu verstehen! "Draußen" von der Illustratorin Judith Drews ist ein großartiges Buch, das Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zum lustvollen Erkunden einlädt.
Drei Jahre lang hat Judith Drews ihre Tochter Lilli und ihre Freunde beim Spielen draußen begleitet und fotografiert: beim Toben im Feld, beim Sprung ins Wasser, beim Beobachten von Tieren oder einfach nur im Gras liegend unter weitem Himmel. Entstanden sind so sinnliche Aufnahmen, die Kinder versunken in ihr Tun zeigen. Diese ganzseitig abgedruckten Fotos bestimmen den Charakter des Buches – wie auch die Illustrationen die Lilli selbst gezeichnet hat. Winzige Fabelwesen wie auch Pflanzen und Tiere. Jede sehr eigen und wunderschön! Auf den vier-, fünf- oder sechsgeteilten Seiten stehen beschriftete Aufnahmen von einheimischen Pflanzen und Tieren, von angeschwemmten Fundstücken aus dem Meer oder von Bäumen, die sich küssen, den Fotos gegenüber. Denn Judith Drews überlässt es den Betrachtern, ob sie die Natur wissenschaftlich oder poetisch wahrnehmen.
Wissen charmant vermittelt
Was dieses Buch wirklich stark macht - und es wohltuend vom Trend der vielen anderen "Geh endlich raus und entdecke deine Umgebung!"-Sachbücher unterscheidet - ist die unaufdringliche und charmante Wissensvermittlung, die ganz ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt. Die Natur wird nicht anatomisch zerlegt, sondern als großartiger Spiel- und Experimentierraum begriffen, und ermöglicht so das Lernen durch sinnliche Erfahrungen. Alles, was es dazu braucht, sind Lust und Fantasie, vielleicht noch ein Faden und ein Messer. Fertig. Und dann geht es los: Tiere und deren Fährten suchen und beobachten, Häuser aus Stöcken bauen, ein Floß konstruieren oder einfach nur Pflanzen bestaunen und sie zum Trocknen nach Hause mitnehmen.
Fast schon nebenbei fließen auch noch zahlreiche Fakten und Informationen zu Flora und Fauna ins Buch mit ein: Wozu ist der Wald gut? Wie heißt der eine Baum? Welche Tiere leben wie und wo. Nie länger als wenige Zeilen sind diese Texte. Auch die weißen Scherenschnitte von Pflanzen und Tieren auf einfarbigen Hintergründen sind eine gelungene Lösung. Sie zeigen die Formenvielfalt der Natur und ermöglichen durch die klaren Darstellungen, Blätter, Bäume, Tiere und ihre Spuren in der Natur selbst wiederzuerkennen. Das funktioniert übrigens auch für Kinder, die noch nicht lesen können.
Ohne Erwachsene auf Entdeckungsreise!
Tatsächlich ist dieses Buch großartig: Es macht schon beim Anschauen große Lust auf "Draußen". Und so erfüllt das Buch, was der Untertitel "Mein Naturbuch", geschrieben in einer Kinderhandschrift, verspricht: Es erzählt sehr intim und wundervoll von den persönlichen Erlebnissen eines Kindes in der Natur und den Entdeckungen, die es machen kann – bitte und unbedingt ohne Erwachsene!

Judith Drews, Draußen. Mein Naturbuch
Jacoby & Stuart, Berlin 2015
440 Seiten, 24,95 Euro

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