Journalistin Ferda Ataman

Aktionsplan Integration "kann nicht überzeugen"

09:55 Minuten
Die Journalistin Ferda Ataman soll die Antidiskriminierungsstelle des Bundes leiten - doch es gibt Gegenwind
Integration funktioniere in Deutschland besser als aktuelle Debatten glauben machen, meint Ferda Ataman. © imago/photothek/Janine Schmitz
Moderation: Nicole Dittmer · 22.01.2020
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Die Journalistin Ferda Ataman kritisiert die aktuelle Integrationsdebatte als "rückständig". Viele würden noch einen assimilatorischen Ansatz vertreten. Auch der vom Kabinett verabschiedete Aktionsplan Integration kann aus ihrer Sicht nicht überzeugen.
Das Bundeskabinett hat heute (22.1.2020) den ersten Teil des Nationalen Aktionsplans Integration auf den Weg gebracht.
Mit den Maßnahmen sollen bereits vor der Einwanderung im Herkunftsland Weichen für eine gelingende Integration gestellt werden, erklärte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, in Berlin. Am ersten März tritt das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft.
"Deutschland bekennt sich dazu, ein Einwanderungsland zu sein. Auf ausländische Fachkräfte ist das Land angewiesen und sie stellen eine Bereicherung dar", heißt es in dem Aktionsplan.
Damit Integration noch besser gelingen kann, soll damit künftig schon in den Herkunftsländern begonnen werden. Mehr Sprachkurse wird es geben und durch Aufklärung soll falschen Erwartungen an das Leben in Deutschland vorgebeugt werden.

Kritik am Aktionsplan Integration

"Menschen im Ausland, die noch nicht integriert sind, aber herkommen wollen, das kann doch nicht das größte Integrationsthema sein, das uns beschäftigt", kritisiert die Journalistin und Sprecherin der Initiative "Neue deutsche Organisationen", Ferda Ataman, den Aktionsplan. "Das klingt nicht nach einem Konzept, das Integrationsexperten überzeugen kann."
Wichtiger sei es vielmehr zu fragen: "Können die Menschen teilhaben am Wohnungsmarkt, am Erwerbsleben, im öffentlichen Dienst, sprechen sie die Sprache, welchen Aufenthaltsstatus haben sie?" Doch darum gehe es in der aktuellen Integrationsdebatte aber kaum mehr. Stattdessen wurde in den vergangenen Jahren vor allem über Werte gesprochen – und nun "über Illusionen, die sich Leute machen, die nach Deutschland kommen wollen".

Assimilation statt Integration

Generell sei die derzeit geführte Integrationsdebatte "altmodisch und rückständig". Ein modernes Einwanderungsland müsse Integration vor allem anhand von Sprache und Gesetzestreue bemessen. "Es können Menschen anders aussehen, anders reden, anderes Essen essen und trotzdem sind sie gut integriert, wenn sie in diesem Land zurechtkommen, sich an die Gesetze halten."
In Deutschland würden viele aber nach wie vor einen assimilatorischen Ansatz vertreten: "Die Leute müssten eigentlich am besten in den örtlichen Schützenverein gehen – und wenn sie dann noch in die Kirche gehen, ist es 'bombe'."
Generell sei Integration deutlich besser ist als ihr Ruf: "Wir reden ganz viel über Integrationsprobleme. Aber wenn wir uns angucken, dass Deutschland über viele, viele Jahrzehnte inzwischen schon Millionen von Menschen sehr gut integriert hat, dass das Zusammenleben funktioniert, dass es natürlich hier und da Probleme gibt, aber die gibt es immer, dann haben wir einen bisschen schrägen Blick auf das Thema Integration."
(lkn)
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