Jorge Zepeda Patterson: "Spiele der Macht"

Über Leichen in den Präsidentenpalast

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Das Buchcover "Spiele der Macht" von Jorge Zepeda Patterson ist vor einem grafischen Hintergrund zu sehen.
In der spannenden Fiktion "Spiele der Macht" thematisiert Jorge Zepeda Patterson viele reale Probleme und Verwerfungen Mexikos. © Deutschlandradio / Elster Verlag
Von Victoria Eglau |
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Skrupellose "Thronräuber" schrecken vor nichts zurück, um eine Wahl zu gewinnen und in den Präsidentenpalast einzuziehen. In seinem neuen Politthriller entwirft Jorge Zepeda Patterson ein düsteres Panorama der Zustände in seiner Heimat Mexiko.
"Spiele der Macht" beginnt mit einem Massaker. Als "schlimmstes Attentat seit dem Anschlag auf die Zwillingstürme in New York" stellt der Autor das fiktive Verbrechen dar. Bei der feierlichen Eröffnung der Internationalen Buchmesse von Guadalajara eröffnen Männer mit Maschinengewehren plötzlich das Feuer und töten rund hundert geladene Gäste, darunter Politiker, Schriftsteller, Journalisten und ausländische Diplomaten.
Was dann folgt, ist ein Rückblick auf die Monate vor dem Blutbad. Und schnell wird klar, dass nicht der islamistische Terrorismus oder eine mexikanische Guerilla-Gruppe hinter dem Anschlag steckt, sondern dass das Verbrechen mit den mexikanischen Präsidentschaftswahlen zu tun hat.
In Jorge Zepeda Pattersons fiktivem Wahlkampf stehen sich drei Kandidaten gegenüber: Der amtierende Bildungsminister, favorisiert vom scheidenden Präsidenten, der hochambitionierte Außenminister und ein rechter General und Provinzgouverneur.

Eine Art mexikanisches "Game of Thrones"

Extrem skrupellos sind alle drei – wild entschlossen, ihre Kontrahenten auszuschalten und den Präsidentenstuhl für sich zu erobern. Manche spinnen eifrig Intrigen, andere gehen über Leichen. Als eine Art mexikanisches "Game of Thrones" hat Jorge Zepeda Patterson seinen Roman bezeichnet.
Der spanische Originaltitel lautet denn auch "Los Usurpadores": Die Thronräuber. Er habe illustrieren wollen, dass in seiner Heimat der Kampf um die Macht zunehmend ohne Regeln, ohne Beschränkungen und ohne Kompromisse ausgefochten werde, so der bekannte Journalist, der die mexikanische Politik seit Langem beobachtet und analysiert.

Kampf gegen Rauschgift-Kartelle

"Spiele der Macht" ist eine spannende Fiktion, in der viele reale Probleme und Verwerfungen des lateinamerikanischen Landes vorkommen: der Einfluss der Drogenmafia in der Politik, die Militarisierung infolge des Kampfes gegen ebendiese Rauschgift-Kartelle, die tiefverwurzelte Korruption und die häufigen Morde an Journalisten und Politikern.
Neben einem mexikanischen Tennis-Star, der sich nach dem Ende seiner Profi-Karriere im gefährlichen politischen Ränkespiel verheddert, gehören "Die Blauen" zu den Haupt-Protagonisten des Romans.
Die drei Männer und eine Frau sind seit ihrer Kindheit befreundet, haben Erfolg als Zeitungsmacher, Unternehmer oder Professoren und fungieren als eine Art Detektiv-Quartett.

Sex und Liebschaften ominipräsent

Wie schon in Zepeda Pattersons vorherigen Romanen "Die Korrupten und Milena oder der schönste Oberschenkelknochen der Welt" versuchen sie, Licht in die dunklen Machenschaften zu bringen. Zwischen einigen von ihnen gibt es auch amouröse Verwicklungen – überhaupt sind Sex und Liebschaften aller Art omnipräsent zwischen den Buchdeckeln von "Spiele der Macht".
Das Buch ist unterhaltsam, liest sich leicht und bietet zugleich tiefe Einblicke in die politischen Verhältnisse Mexikos, die in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker von Gewalt geprägt worden sind.

Jorge Zepeda Patterson: Spiele der Macht
Aus dem mexikanischen Spanisch übersetzt von Carsten Regling
Elster Verlag, Zürich 2021
509 Seiten, 26 Euro

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