Jan Böttcher: "Das Rosen-Experiment"

Irgendwohin gelangen wollen, ohne dass es gelingt

07:38 Minuten
Schriftsteller Jan Böttcher sitzt in einem roten Pullover vor einer Beton-Wand
Jan Böttcher ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Musiker. Bekannt wurde er mit der Band Herr Nilsson, mittlerweile ist er solo unterwegs und spielt auch bei seinen Lesungen gerne Songs. © Urban Zintel
Jan Böttcher im Gespräch mit Frank Meyer · 19.10.2022
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Was passiert mit Menschen, die etwas wollen, es aber nicht haben können? Damit beschäftigt sich der Schriftsteller Jan Böttcher in seinem neuen Roman. Ausgangspunkt ist das historische "Rosen-Experiment".
Der Musiker und Autor Jan Böttcher hat sich für seinen neuem Roman "Das Rosen-Experiment" durch eine historische Doktorarbeit der Wissenschaftlerin Tamara Dembo gekämpft. Titel: "Der Ärger als dynamisches Problem". Dembo hatte sich in den 1920er-Jahren ausführlich mit der Wut befasst.
Das namensgebende Experiment des Buches gab es tatsächlich. Bei diesem mussten sich die Probanden auf einer quadratischen Fläche durch einen Parcours bewegen, um zu einer Rose zu gelangen. Die Aufgabe war aber unlösbar - und löste dementsprechend auch Ärger aus.
Für Böttcher ein reizvolles Experiment, das sich auf die heutige Zeit übertragen lässt. Das Quadrat am Boden, das man nicht verlassen kann, sei heute eher im digitalen Raum zu finden, sagt er. Dort könne man viele Menschen dabei beobachten, wie sie irgendwohin gelangen wollten, ohne dass es ihnen gelinge.
So komme es dann beispielsweise zu Übergriffen und der Androhung von Gewalt. "Manche fangen auch an zu träumen und sagen: Dann fluten wir den Saal und ich schwimme rüber zur Rose. Es gibt also ganz verschiedene Herangehensweisen, wie man versucht, das Problem zu lösen."

Der Wutbürger kann nicht haben, was er will

Auch die "Wutbürger" spiegeln sich für Böttcher im Versuchsaufbau: Menschen, die etwas Unmögliches nicht erreichen können und sich deshalb wehren.
Obwohl das Buch auf historischen Experimenten, Schilderungen und Personen basiert, ist "Das Rosen-Experiment" immer noch ein Roman. So hat der Autor aus zwei historischen Figuren eine geschaffen und auch das Innenleben seiner Protagonisten frei gestaltet. Er habe sich stofflich ziemlich auf die Historie eingelassen, sagt Böttcher: "Menschlich (aber) nicht immer."

Jan Böttcher: "Das Rosen-Experiment"
Aufbau Verlag, Berlin
367 Seiten, 23 Euro

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