Aufrufe zum Sparen

"Der politische Druck muss konkreter werden"

08:16 Minuten
Illustration: Eine Frau bemüht sich einen viel zu großen und voll gefüllten Einkaufswagen zu schieben.
Alles ist teurer geworden: Das ist in den Supermärkten spürbar. Solidarität mit jenen, die sich nur noch wenig leisten können, fordert Friederike Sittler. © imago / Ikon Images / Gary Bates
Friederike Sittler im Gespräch mit Jana Münkel · 22.06.2022
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Bis zu fünf Jahre Knappheit befürchtet Finanzminister Lindner. Wir brauchen mehr konkrete Ansagen, um endlich zu sparen, sagt die Journalistin Friederike Sittler. Wer etwas abzugeben habe, müsse Menschen mit geringen finanziellen Mitteln unterstützen.
Steigende Preise treiben derzeit viele Menschen um. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) warnt vor einer "sehr besorgniserregenden Situation" schon in einigen Wochen oder Monaten. Im ZDF sagte er am Dienstag, es gehe um "drei bis vielleicht fünf Jahre der Knappheit". Darauf müsse die Bundesregierung eine Antwort finden.
"Es besteht die Gefahr einer sehr ernst zu nehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation."

Klarheit mit der ersten Heizkostenabrechnung

Derartige Warnungen mit einem klaren Zeitfenster müsste es mehr geben, meint Friederike Sittler, Abteilungsleiterin Hintergrund, Kultur und Politik bei Deutschlandfunk Kultur. Zwar sei bereits "die ganze Zeit" kommuniziert worden, dass es durch die Kriegssituation in den nächsten Jahren Veränderungen geben werde. Doch das komme wohl erst mit der "ersten Heizkostenabrechnung" bei allen an.
"Das eigentliche Einsparpotenzial kommt ja von Menschen, die jetzt zu viel verbrauchen", betont Sittler. Da passiere bisher aber noch nichts. "Also glaube ich, dass der politische Druck konkreter sein muss, konkreter benannt werden muss und dass es an der Zeit ist – und zwar durch alle Parteien durch, damit es auch bei allen ankommt."

Graswurzelbewegung für Solidarität

Sittler fordert, Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen stärker in den Fokus zu nehmen. Die Politik müsse für sie zielgenauere Maßnahmen treffen. Doch die Redakteurin sagt auch: "Wir könnten als Bürgerinnen und Bürger durch unser Verhalten etwas verändern."
Man könne beispielsweise die vom Staat bezahlten 300 Euro Energiepreispauschale an soziale Vereinigungen weitergeben – als Zeichen der Solidarität. "Wir brauchen, glaube ich, auch die Graswurzelbewegung an dieser Stelle", sagt Sittler. "Wir können ja alle handeln."
(bth, mit dpa)
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