Ausstellung "House of Mirrors"

Die Grenzen der Künstlichen Intelligenz

05:21 Minuten
3D-Animation von Zheng Mahlers "The Master Algorithm"
Die Installation "The Master Algorithm" von Zheng Mahler wird mit Künstlicher Intelligenz gesteuert. Zu sehen ist sie in der Ausstellung "House of Mirrors: Künstliche Intelligenz als Phantasma". © Zheng Mahler
Inke Arns im Gespräch mit Timo Grampes |
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Die sogenannte Künstliche Intelligenz ist nicht so intelligent, wie wir denken. Die Ausstellung "House of Mirrors" in Dortmund entzaubert den Mythos und zeigt, dass Maschinen nur so schlau sind, wie die Menschen, die sie trainieren.
Um gleich zu Beginn mit einem populären Irrtum über Künstliche Intelligenz (KI) aufzuräumen: "KI ist weder künstlich noch intelligent." So schreibt es die Autorin Kate Crawford in ihrem "Atlas of AI". Daher trägt die Ausstellung "House of Mirrors" im Hartware MedienKunstVerein (HMKV) Dortmund auch den Untertiel: "Künstliche Intelligenz als Phantasma." Man könnte auch von "Künstlicher Dummheit" sprechen.
Oft unterstelle man Künstlichen Intelligenzen, dass sie gottgegebene objektive Entscheidungen treffen - das sei mitnichten der Fall, sagt Kuratorin Inke Arns. Die Ausstellung wolle ein Bewusstsein dafür schaffen und erklären, wie diese Technologien funktionieren. "Künstliche Intelligenz muss trainiert werden und es kommt immer darauf an, wer diese Systeme wie trainiert."

KI als Spiegelkabinett

Daher auch der Titel "House of Mirrors". KI sehen die Kuratorinnen als Spiegelkabinett, "weil wir der Überzeugung sind, dass aus diesen Systemen nur das herauskommt, was wir als Input hineingeben", sagt Arns. "Wir sehen uns ständig selber. Auch unsere eigenen Leerstellen und Vorurteile werden auf uns zurückgeworfen."
Die Ausstellung zeigt 20 künstlerische Arbeiten internationaler Künstler. Ein Beispiel: Zheng Mahlers Installation "The Master Algorithm" zeigt einen KI-gesteuerten chinesischen Nachrichtenmoderator, der rund um die Uhr aktiv ist. Seine gespenstische Erscheinung wird durch schnell rotierende Hologramm-Ventilatoren erzeugt und erinnert an die riesigen, im Stadtraum befindlichen Bildschirme im dystopischen Kultfilm "Blade Runner" von 1982. Die Verknüpfung von Chinas Sozialkreditsystem mit der Vorstellung eines von der Kommunistischen Partei angewandten Master-Algorithmus erinnert an so manche finstere technoorientalistische Vision.

Mehr Transparenz gefordert

Die italienische Künstlerin Elisa Giardina Papa widmet sich dem Thema "Künstliche Künstliche Intelligenz". Nein, die Doppelung ist kein Fehler, sondern ein Begriff für das Phänomen, dass Künstliche Intelligenz oft von natürlicher Intelligenz trainiert wird. Konkret bedeutet das: unzählige Menschen, die sich als Mikroarbeiter verdingen, winzige Aufgaben für Centbeträge verrichten. Elisa Giardina Papa hat als "Datenreinigerin" für Unternehmen gearbeitet, die auf die Erkennung von Gefühlen spezialisiert sind, und dabei mehrere solcher recht seltsamen Aufgaben durchgeführt. Ihre Tätigkeit als Mikroarbeiterin dokumentiert sie in der Drei-Kanal-Videoinstallation "Cleaning Emotional Data" (2019).
"Das Problem ist, dass wir diese Systeme irgendwann ohne den Menschen laufen lassen", sagt Inke Arns. "Wenn man sich nicht darüber bewusst ist, mit welchen Leerstellen, aber auch mit welchen Vorurteilen diese Systeme angereichert sind, dann ist es ein Riesenproblem." Daher fordern die Kuratoren mit der Ausstellung mehr Transparenz: „Wir als Gesellschaft müssen jederzeit in der Lage sein, in diese Blackbox der KI hineinzuschauen, damit wir verstehen, warum diese Systeme die Entscheidungen auf die eine oder andere Weise fällen.“

House of Mirrors: Künstliche Intelligenz als Phantasma
9. April – 31. Juli 2022
HMKV Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U, Ebene 3

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