Programmtipp: Hören Sie dazu auch ein Interview mit dem Preisträger Saša Stanišić in unserer Fazit-Sendung ab 23.05 Uhr.
Saša Stanišić erhält Deutschen Buchpreis
Der Autor Saša Stanišić ist in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. Der Roman "Herkunft" gilt damit als das beste Buch des Jahres. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.
Der Deutsche Buchpreis 2019 geht an Saša Stanišić. Der 41-Jährige konnte mit seinem Roman "Herkunft" überzeugen. In der Begründung der Jury heißt es: "Saša Stanišić ist ein so guter Erzähler, dass er sogar dem Erzählen misstraut. Unter jedem Satz dieses Romans wartet die unverfügbare Herkunft, die gleichzeitig der Antrieb des Erzählens ist. Verfügbar wird sie nur als Fragment, als Fiktion und als Spiel mit den Möglichkeiten der Geschichte.
Der Autor adelt die Leser mit seiner großen Phantasie und entlässt sie aus den Konventionen der Chronologie, des Realismus und der formalen Eindeutigkeit. ‚Das Zögern hat noch nie eine gute Geschichte erzählt‘, lässt er seine Ich-Figur sagen. Mit viel Witz setzt er den Narrativen der Geschichtsklitterer seine eigenen Geschichten entgegen. ‚Herkunft‘ zeichnet das Bild einer Gegenwart, die sich immer wieder neu erzählt. Ein ‚Selbstporträt mit Ahnen‘ wird so zum Roman eines Europas der Lebenswege."
War 2014 schon für die Longlist nominiert
Stanišić wurde 1978 in der kleinen Stadt Višegrad an der Drina in Bosnien geboren, damals noch Jugoslawien. Erstmals stand er 2006 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises mit seinem Roman "Wie der Soldat das Grammofon repariert", 2014 schaffte er es mit "Vor dem Fest" auf die Longlist.
Der Deutsche Buchpreis ist die vielleicht wirkmächtigste Auszeichnung für deutschsprachige Autoren. Der Titel, der stets am Vorabend der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, ist ein Garant für Verkaufserfolg. Der Preis wird in einem mehrstufigen Verfahren vergeben. Erst wird eine Liste mit 20 Titeln veröffentlicht, die dann auf sechs verkürzt wird (Shortlist). Das hat den Zweck, die Aufmerksamkeit auf eine Reihe herausragender Titel zu lenken und nicht nur auf einen.
Den Deutschen Buchpreis gibt es seit 2005. Ausgerichtet wird der Wettbewerb vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. Die Verlage können bis zu zwei Titel einreichen. Sie müssen jeweils zwischen Oktober des Vorjahres und September erschienen sein. Sieben Juroren, die jährlich wechseln, sichten die Einsendungen und stimmen ab. Der Preis ist mit 37.500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro.
Die nominierten Bücher von der Shortlist:
Raphaela Edelbauer: "Das flüssige Land"
Klett-Cotta, 350 Seiten, 22 Euro
Miku Sophie Kühmel: "Kintsugi"
S. Fischer, 297 Seiten, 21 Euro
Tonio Schachinger: "Nicht wie ihr"
Kremayr & Scheriau, 304 Seiten, 22,90 Euro
Norbert Scheuer: "Winterbienen"
C.H.Beck, 320 Seiten, 22 Euro
Saša Stanišić: "Herkunft"
Luchterhand, 355 Seiten, 22 Euro
Jackie Thomae: "Brüder"
Hanser Berlin, 432 Seiten, 23 Euro