Heinrich Schütz und seine „Musikalischen Exequien“

„Sterben ist mein Gewinn“

Das Foto zeigt ein Detail am Sarkophag des einstigen Landesfürsten Heinrich Posthumus aus dem Hause Reuß, der im Jahr 1995 aus einer Gruft in der Geraer Kirche St. Salvator in die St. Johanniskirche überführt worden war. Bei ihm handelt es sich nach Meinung von Experten um ein frühestes Zeugnis protestantischer Begräbniskultur. Heinrich Posthumus regierte 40 Jahre lang, von 1595 bis 1635, die Herrschaften Gera und Lobenstein sowie zwei Drittel der oberen Herrschaft Kranichfeld.
In so einem prunkvollen Sarkophag ist der Fürst Heinrich Posthumus, der bis 1635 die Herrschaften Gera und Lobenstein regierte, begraben worden. Der Sarkophag ist mit 21 Bibelstellen und Choralversen geschmückt, die der Komponist Heinrich Schütz für die "Musikalischen Exequien", der berühmtesten Trauermusik des Barock, verwendete. © dpa picture-alliance / Jan-Peter Kasper
Silke Leopold im Gespräch mit Susanne Pütz · 06.11.2022
Musik, die alle verstehen können: Vor 350 Jahren starb Heinrich Schütz, der als erster deutscher Musiker von europäischem Rang gilt. Musikwissenschaftlerin Silke Leopold zeichnet Schütz‘ Entwicklung nach und beleuchtet mit den „Musikalischen Exequien“ eines seiner Hauptwerke.
1585 in Thüringen geboren, gelangt Heinrich Schütz zuerst nach Kassel, wo er am Hof des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel ausgebildet wird. Bei Giovanni Gabrieli in Venedig wird er anschließend in die Kunst der venezianischen Mehrchörigkeit eingeweiht. Schließlich wird Schütz Kapellmeister am kurfürstlich-sächsischen Hof in Dresden. Ein halbes Jahrhundert wirkt er damit an einem der bedeutendsten und glanzvollsten Fürstenhöfe Mitteleuropas und ist einer der gefragtesten Musiker seiner Zeit.

Komponieren in Zeiten des Kriegs und einer Pandemie

Doch das Leben des Heinrich Schütz ist auch geprägt von Not und Elend. Um ihn herum wütet der Dreißigjährige Krieg, die Pest grassiert, und Schütz verliert nach kurzer Ehe erst seine Frau, später fast seine ganze Familie. Der Tod ist eine allgegenwärtige Erfahrung, künstlerisch gespiegelt in den „Musikalischen Exequien“. Diese 1636 komponierte Begräbnismusik bildet – mit historischen und neuen Einspielungen – den Schwerpunkt der „Interpretationen“ im Gespräch mit Silke Leopold, einer führenden Expertin für Barockmusik.
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