Große Momente
Der britische Regisseur Keith Werner hat zum Auftakt der neuen Spielzeit in der Deutschen Oper Berlin Verdis Sturm- und Drang-Oper "Nabucco" aufgeführt. Ein Entdeckung war der erst 26-jährige Dirigent.
Groß war der Publikumsunmut, als Hans Neuenfels im Jahr 2000 seine "Nabucco"-Inszenierung mit tanzenden Priestern in Bienenkostümen auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin brachte. Von Protesten oder gar Skandal konnte jetzt bei der Neuinszenierung durch Keith Warner nicht die Rede sein.
Denn anders als Neuenfels persifliert und überzeichnet der britische Regisseur nicht, sondern er setzt sich sehr ernsthaft mit dem Stoff auseinander. Ihn interessiert vor allem der Konflikt zwischen den beiden Völkern, den Hebräer als jenem mit der Schrift und den Babyloniern als Volk der schriftlosen Krieger.
Waren die Hebräer bei Neuenfels noch eine Menge von braven Gärtnern, so sind sie jetzt wie eine Art bibeltreuer Christen im 19. Jahrhundert angesiedelt, sehr grau und sehr streng. Sie schleichen an den Wänden entlang, halten ihre Gebetsbücher hoch, wenn sie nicht von den mit Speeren bewaffneten Horden der Babylonier in die Ecken gedrängt werden.
Denn anders als Neuenfels persifliert und überzeichnet der britische Regisseur nicht, sondern er setzt sich sehr ernsthaft mit dem Stoff auseinander. Ihn interessiert vor allem der Konflikt zwischen den beiden Völkern, den Hebräer als jenem mit der Schrift und den Babyloniern als Volk der schriftlosen Krieger.
Waren die Hebräer bei Neuenfels noch eine Menge von braven Gärtnern, so sind sie jetzt wie eine Art bibeltreuer Christen im 19. Jahrhundert angesiedelt, sehr grau und sehr streng. Sie schleichen an den Wänden entlang, halten ihre Gebetsbücher hoch, wenn sie nicht von den mit Speeren bewaffneten Horden der Babylonier in die Ecken gedrängt werden.
Unscharfe Rolle des Babylonierkönigs Nabucco
Daraus schlägt Warner zwar nicht die großen interpretatorischen Funken, aber es gelingen ihm doch immer wieder starke Bilder, wie das des babylonischen Turmes, in dem Abigaille ihre großen Auftritte hat.
Die Rolle des Babylonierkönigs Nabucco, der einzigen wirklichen Charakterfigur der Oper, bleibt unscharf, was an der Konzeption Warners ebenso liegen mag wie am eingeschränkten Vermögen des Sängers Johan Reuter. Der herbe Bariton des Dänen passt zwar gut zu dem herrischen König, aber in den Extremen der Figur zwischen Größenwahn und Verzweiflung kommt der Sänger oft an seine stimmlichen und interpretatorischen Grenzen.
Anna Smirnova als machtlüsterne Abigaille dagegen machte großen Eindruck: Wie sie ihre Koloraturen in den Raum schleuderte und mit ihren hohen C’s triumphierte, hätte jeder Gegner vor ihr die Waffen strecken müssen. Große Momente zeigte auch der klangvoll tönende und im besten Belcantostil singende Bass Vitali Kowaljow als Hoherpriester Zaccaria.
Eine Entdeckung war der erst 26-jährige italienische Dirigent Andrea Battistoni. Er fuchtelte zwar wie ein Derwisch im Orchestergraben, hatte das Orchester der Deutschen Oper aber bestens im Griff. Da klang der frühe Verdi nie protzig oder lärmig, sondern präzise und von federnden Rhythmen getragen, die nichts mit abgenutzten Humm-ta-ta-Begleitungen zu tun hatte.
Die Rolle des Babylonierkönigs Nabucco, der einzigen wirklichen Charakterfigur der Oper, bleibt unscharf, was an der Konzeption Warners ebenso liegen mag wie am eingeschränkten Vermögen des Sängers Johan Reuter. Der herbe Bariton des Dänen passt zwar gut zu dem herrischen König, aber in den Extremen der Figur zwischen Größenwahn und Verzweiflung kommt der Sänger oft an seine stimmlichen und interpretatorischen Grenzen.
Anna Smirnova als machtlüsterne Abigaille dagegen machte großen Eindruck: Wie sie ihre Koloraturen in den Raum schleuderte und mit ihren hohen C’s triumphierte, hätte jeder Gegner vor ihr die Waffen strecken müssen. Große Momente zeigte auch der klangvoll tönende und im besten Belcantostil singende Bass Vitali Kowaljow als Hoherpriester Zaccaria.
Eine Entdeckung war der erst 26-jährige italienische Dirigent Andrea Battistoni. Er fuchtelte zwar wie ein Derwisch im Orchestergraben, hatte das Orchester der Deutschen Oper aber bestens im Griff. Da klang der frühe Verdi nie protzig oder lärmig, sondern präzise und von federnden Rhythmen getragen, die nichts mit abgenutzten Humm-ta-ta-Begleitungen zu tun hatte.