Gob Squad auf Hausbesuch

Fantasiereise durch die Straßen Berlins

05:37 Minuten
Ein Mann steht vor einer Tür, und eine Frau ist auf einem Bildschirm zu sehen.
Gob Squad eröffnen demnächst die Prater Studios am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin mit einer interaktiven Live-Performance. Bei jeder Vorstellung betreten die Darsteller eine jeweils andere fremde Wohnung. © bildbuehne.de / david baltzer
Von Gerd Brendel · 03.12.2022
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Die Theatertruppe Gob Squad kehrt an die Berliner Volksbühne mit einem interaktiven Live-Film zurück. Jeden Abend neu tauschen die Darsteller ihren Platz auf der Bühne mit jungen Menschen in deren Wohnungen. Sie fragen: "Ist jemand zuhause?"
Seid Ihr auch alle da? Das fragte früher der Kasper sein kindliches Publikum und das fragen heute Theaterintendanten bang ihr erwachsenes Publikum, das nach dem Corona-Lockdown nur zaghaft zurückkehrt. Demnächst fragt die Theatertruppe Gob Squad „Is anybody home?“ Jemand zuhause? 
Das Stück geht als Live-Film über die Bühne. Am 15. Dezember hat „Anybody home“ im Prater Premiere, in der Kreuzberger Spielstätte der Berliner Volksbühne. 

Liliths Welt

"Hallo? Ist da jemand?", fragt Sean Patten von der Video-Leinwand. Er selbst ist noch in der Garderobe. Aber dafür ist Lilith gekommen. Um sie und ihr Zuhause geht es an diesem Probenabend.
Von ihrem Zuhause hat Lilith ein Kissen mitgebracht. Damit soll sie es sich jetzt in einem großen Bett am anderen Ende des Probensaals gemütlich machen. "Ein Fantasie-Bett, ein Traumbett wie aus einem Märchen", hat Patten vor der Probe erzählt. Und ein bisschen wie ein Märchen ist das, was auf der Leinwand passiert.

Live-Stream aus einer Wohnung

Gob Squad gehen auf eine Fantasiereise durch die Straßen Berlins, landen in dieser privaten Wohnung, und das wird live gestreamt. Auf der Leinwand irrt Pattens Kollege Bastian Trost im Pelz und mit ulkiger Mütze – halb Teddybär, halb Rotkäppchen – durch die Stadt und landet schließlich vor Liliths Wohnungstür.

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"Der Deal lautet: Die geben uns ihren Wohnungsschlüssel", so Patten. Die Gäste – jeden Abend eine andere Person, die vorher Gob Squad ihren Schlüssel ausgehändigt hat. "Was passiert, wenn man vom öffentlichen Raum in einen privaten Raum tritt. Wir schlüpfen dann in die Schuhe und das Bett von diesem Gast und versuchen, dessen Identität anzuprobieren."

Hinaus in den öffentlichen Raum

Sean Patten, Bastian Trost und die anderen von Gob Squad haben sich in den 30 Jahren ihrer Existenz nie mit dem geschlossenen Theaterraum begnügt. „Die Sehnsucht auf die Straße“, wie Patten es beschreibt, hat sie immer wieder von der Bühne in den öffentlichen Raum getrieben.
Sie waren mit Handy-Kameras im Großstadt-Nachtleben unterwegs. Aber was ist das: der öffentliche Raum? Wo beginnt das Private in Zeiten digitaler Bilderfluten, von Instagram und Facebook, wo die eigene Küche oder das eigene Wohnzimmer zur Kulisse werden, aber der reale Besuch in den privaten vier Wänden von Freunden plötzlich als Gesundheitsrisiko eingestuft wurde?
"Uns interessiert in diesen Zeiten, wo sich alle zurückziehen. Wo die fremde Person als noch gefährlicher gesehen wird, als vorher diese Schwelle zwischen öffentlichem und privaten Raum."

Verschiedene Generationen

Gob Squad überschreitet im neuen Stücken diese Schwelle lustvoll mit ihren Gästen. Sie sind übrigens alle Kolleginnen von der Jugendtheatergruppe der Volksbühne „P 14“. So werden an diesem Abend nicht nur räumliche Grenzen durchbrochen, sondern auch Altergrenzen überbrückt.
"Wir sind alle so 50 +", heißt es. "Diese jungen Leute von "P 14" sind gerade 20. Wir sind eine Generation älter, und das gibt dem Ganzen eine Vampir-Ebene."

Märchenmotive als Stichwörter

Da ist sie wieder, die Welt der Gespenstergeschichten und Märchen. Zwischen der Live-Übertragung aus Liliths Wohnung wird immer wieder Patten in seiner Garderobe eingeblendet, der sich immer mehr in einen Wolf verwandelt. Und auch wenn jeden Abend live gefilmt wird, gibt es so etwas wie einen Fahrplan.
Märchenmotive und Figuren dienen als Stichwörter: Wolf, Ring, Rätsel, Orakel und immer wieder eine Figur, die sich im Märchen auf den Weg zur Großmutter macht.
"Es wird eine märchenhafte Filmreise", sagt Patten. "Die Fragen stellt zu Identität, Zugehörigkeit. Wo fühle ich mich zuhause?
Für Gob Squad lautet eine Antwort: Im Theater. Das sichere Zuhause auf Zeit, wo einen Abend lang ein warmes Bett bereit steht und der böse Wolf eine Maske ist. Aber die Fragen, die er stellt, Türen öffnen in ganz reale fremde Welten.

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