Der Auspuh vom Auto ist kaputt

Habsburger und deutsche Techniker haben auf dem Balkan und in Mittelosteuropa ganze Arbeit geleistet – auch sprachlich. Sie haben im Wortschatz der Region zahlreiche deutsche Wörter hinterlassen: "Auspuh-Servis" und "Purger" zum Beispiel.
Ich habe keine Probleme, mich in Österreich auf der Speisekarte zurecht zu finden: Viele Wörter kenne ich aus Ungarn. Karfiol – Blumenkohl, die Paradeiser – Tomate, meine Oma sagte immer Firhang zum Vorhang. Gut 400 Lehnwörter aus dem Deutschen, oder der Austria-Variante, gibt es allein in Ungarn. Aber auch auf dem Balkan. In Bosnien etwa – der Germanist Vedad Smailagic aus Sarajevo kennt viele Beispiele:
"Aus der Autoindustrie wie Radkappa, Auspuh, aus der Küche Buchtle, Cviker für Brille."
In Kroatien wurde der "Bürger" wurde zum Synonym für den Zagreber Einwohner und dort zum "Purger". T-Shirts und Graffiti warben mit dem Slogan: "Ponosan kaj sam Purger" – stolz, dass ich ein Bürger bin: Eine Mischung aus Hochkroatisch, Dialekt und Germanismus.
Wie kam das Deutsche auf den Balkan?
Doch wie kam das Deutsche nach Ungarn und auf den Balkan? Durch Studenten, die Universitäten in Österreich oder Deutschland besuchten, durch deutsch-sprachige Einwanderer, oder durch Habsburger Besatzung und Verwaltung. Der bosnische Germanist Smailagic sagt:
"Bosnien-Herzegowina, aber auch Kroatien und Slowenien wurden aus dem deutschen Raum kulturell und politisch erobert. Damit kamen neue Konzepte in diese Länder und diese neuen Konzepte mussten benannt werden."
Militärs und k.-und-k.-Beamte prägten den Alltag, und mit ihnen viel Technik. Aber auch viele deutsche Einwanderer, die "Svabe". Aus dieser Lebenswirklichkeit stammen viele Wörter: In Mazedonien – obwohl nicht Teil des Habsburger Reiches - verstaut man Papiere in der "Aktovka", der Aktentasche. "Ajnrukati" – einrücken, heißt es im Slowenischen. Bei Soldaten denkt man in Ungarn sofort an "masirozni" und "kommandirozni".
Die Wörter der Besatzer sind geblieben
Die Besatzer sind weg, die Wörter sind geblieben: Perfekt integriert:
"Diese Wörter sind jetzt ein Bestandteil unseres Wortschatzes. Die benutzt man heute wie die üblichen Wörter der Muttersprache."
Besonders deutsche Ingenieurskunst hat viele Sprachspuren auf dem Balkan hinterlassen: Im Kosovo heißt der Schraubenzieher "Shtrafciger", Löcher in die Wand bohrt man in Bulgarien oder Mazedonien mit der "Bormaschina". Und die Sprache verrät, dass man viel auf deutsche Wertarbeit gibt: So ist der rumänische Ausdruck für perfekt – "Zeiss", benannt nach den Werken in Jena. Qualität Made in Germany.