Kriegszeichner George Butler

Mit Tusche und Pinsel in die Hölle

07:25 Minuten
Eine Tuschezeichnung zeigt die Exhumierung eines Massengrabs im ukrainischen Butscha.
"Wie ein Filter": Butler zeigt die Exhumierung eines Massengrabs im ukrainischen Butscha. © George Butler
George Butler im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Der Brite George Butler zeichnet den Krieg. Er war gerade einen Monat in der Ukraine, auch in Butscha. Der Tag dort werde lange in ihm bleiben, sagt der Künstler.
Der Brite George Butler reist dorthin, wo die Menschen nackte Angst haben. Er zeichnet den Krieg, mit Tinte und Wasserfarben bringt er traumatische Szenarien zu Papier. Butler war in Afghanistan, Jemen und Syrien. Vor Kurzem ist er aus der Ukrainie nach London zurückgekehrt.
Historische Geschehnisse müssen auf vielfältige Weise abgebildet werden, ist er überzeugt. Das könne durch journalistische Berichterstattung geschehen, aber auch mittels Poesie. Fotografie sei mechanisch und effizient, das Bild sei sofort da. Zeichnen hingegen sei ein "sanfterer Prozess", der mehr Zeit koste. "Man nimmt sich Zeit, um Zeugnis über etwas abzulegen, das man gesehen hat."

Der Tag in Butscha

Das hat Butler auch in Butscha getan, der Ort, der zu einer Art Synonym für russische Kriegsverbrechen geworden ist. "Der Tag in Butscha wird lange in mir bleiben", sagt Butler. Tote Körper wurden aus einem Massengrab herausgeholt, um sie zu identifizieren.
Es sei dann schwer, zu zeichnen, betont der Künstler. Er sei Zeuge und versuche, es für die späteren Betrachter seines Bildes einfacher zu machen, solche Szenen zu ertragen: "Ich agiere wie ein Filter." In gewisser Weise verstecke er sich auch hinter Pinsel und Tuschkasten.
Butler ist sehr wichtig, Zeit für die Menschen zu haben, die er trifft und zeichnet. In Kiew bildete er Olga ab - sie sei 99 Jahre alt und habe die große Hungersnot in der Ukraine in den 1930er-Jahren als auch den Zweiten Weltkrieg, verschleppt nach Dresden, überlebt.

Zu alt, um Schutz zu suchen

Nun sitzt Olga in ihrer Wohnung in Kiew und ist zu alt, um sich in den Keller oder einen Bunker zu begeben, wenn die Stadt beschossen wird. Das sei der Alltag derzeit in der Ukraine, sagt Butler.
(ahe)

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