"Per Lastenrad durch die Galaxis"

Geschichten gegen den kosmischen Schwindel

12:16 Minuten
Künstlerische Darstellung des Blicks in das endlose Universum mit Sternen und Galaxien.
Unendliche Weiten des Alls: Manchen Menschen macht das Angst. Anderen, wie der Astronomin Ruth Grützbauch, geht das Herz auf. Ihr Buch "Per Lastenrad durch die Galaxis" erzählt die Geschichte des Universums. (Symbolbild) © picture alliance / Zoonar / Evgenii Puzanov
Ruth Grützbauch im Gespräch mit Frank Meyer  · 29.11.2021
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Das Universum ist so groß, dass diese Tiefe des Raums vielen Angst macht. Die Astronomin und Podcasterin Ruth Grützbauch dagegen findet das All beruhigend. In ihrem neuen Buch nimmt sie die Leser mit auf eine erhellende Reise durch die Galaxien.
Ihre Doktorarbeit schrieb Ruth Grützbauch über verschmelzende Galaxien als Tanz, später forschte sie in England an einem der größten Radioteleskopen der Welt. Die Astronomin liebt den unkonventionellen und unterhaltsamen Zugang zu ihrem Fach. Gemeinsam mit einem Kollegen unterhält sie eine wachsende Fangemeinde mit ihrem Podcast "Das Universum".
In ihrer Heimatstadt Wien wurde sie durch ihr selbst entwickeltes und zusammengebautes Pop-up-Planetarium bekannt, dass sie zusammengefaltet in einem Lastenrad vor allem zu Kindergruppen transportiert, um dort von den unendlichen Weiten des Weltraums zu erzählen. Stolze sechs Meter im Durchmesser und fast vier Meter hoch ist das künstliche Universum.

Inspiration durch Klassiker der Sci-Fi-Literatur

Das Lastenrad wie auch der Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Kultautor Douglas Adams inspirierten die 43-Jährige zu dem Titel ihres Buches „Per Lastenrad durch die Galaxis".  Damit möchte Grützbach jedoch ein erwachsenes Publikum ansprechen.
Die Autorin und Astronomin Ruth Grützbauch mit ihrem Lastenfahrrad.
Regelmäßig geht Ruth Grützbauch mit ihrem selbstgebauten Pop-up-Planetarium auf Tour. Es passt bequem ins Gepäckfach ihres Lastenrads.© Mafalda Rakos
Sie selbst findet die unendliche Weite des Sternenhimmels unserer Milchstraße nicht beängstigend, sondern beruhigend „vor allem in Verbindung mit der eigenen Kleinheit und Unbedeutsamkeit“, wie sie betont. Doch gebe es viele Menschen, die unter „Cosmic Vertigo“ – einer Art Schwindel und Angst vor den unvorstellbar großen Dimensionen des Alls – litten.

Wenn Andromeda auf Milchstraße trifft

Grützbauchs Buch lässt das Universum für ängstliche Leserinnen und Leser zwar nicht schrumpfen, rückt aber einige Dinge in die richtigen Relationen. Zum Beispiel die Tatsache, dass sich die Nachbargalaxie Andromeda – ebenfalls eine sogenannte Spiralgalaxie und die einzige, die wir an unserem Sternenhimmel ohne Teleskop erkennen können – direkt auf die Milchstraße zubewegt, mit einer Geschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Sekunde.
Natürlich werde ein Zusammentreffen mit Andromeda unvermeidlich sein, sagt die Astronomin. Aber: „Da halte ich mich gern an Douglas Adams: Keine Panik. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Erstens sind es noch ungefähr 3,5 Milliarden Jahre, bis sie da ist.“

Verschmelzung statt Kollision

Das zeige die „unfassbaren Entfernungen“ im Universum. Und zweitens „ist es kein Zusammenstoßen im herkömmlichen Sinne, wo die Sterne zusammenstoßen. Denn es ist einfach viel zu viel Platz zwischen den Sternen, sodass die in Wirklichkeit durcheinander durch fliegen“.
Der Grund dafür sei die Gravitationskraft, die zwischen den Sternen wirke, erläutert Grützbauch. am Ende würden sich Milchstraße und Andromeda „zu einer großen kugelförmigen Galaxie vereinen. Sie verschmelzen also in Wirklichkeit miteinander“.

Ruth Grützbauch: "Per Lastenrad durch die Galaxis"
Aufbau Verlag, 2021
224 Seiten, 20 Euro

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