Fußfetischismus

"Es fühlt sich toll an"

05:42 Minuten
Ein nackter Fuß im Bett
Mit einem Fuß im Bett: für manche das erotische Paradies. © Unsplash/Danny G
Von Katja Bigalke · 10.10.2020
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Für viele sind Füße mit Ekel besetzt. Doch manche finden gerade in dieser Zone des Körpers beim erotischen Spiel ihr Glück. Was reizt Fußfetischisten besonders? Katja Bigalke hat bei zweien nachgefragt.
Alexander, Mitte 40, liebt gepflegte Frauen-Füße – das ist offensichtlich:
"Füße finde ich feingliedrig. Füße kann man in Szene setzen über Strümpfe, über Schuhe mit Absätzen, wo sich dann die Haut über der Achillessehne ein wenig kräuselt. Füße kann man in Ballerinas inszenieren, wo man den flachen Vorfuß sieht, die Ansätze der der Zehen, also das sogenannte Dekolleté."
Er verwöhnt sie gerne, lässt sich aber auch selbst gern von ihnen liebkosen.
"Ich habe an der Volkshochschule eine Ausbildung für Fußreflexzonenmassage gemacht, damit auch die Dame gegenüber etwas von meinem Fetisch hat. Ich habe etwas, um sie zu überreden, etwas von mir an sich machen zu lassen. Ich werde aber auch gerne von Füssen gestreichelt. Ich rieche gerne Füße. Ich finde, es gibt verschiedene Geruchsnoten. Meine Liebste hat eine nussige frische Note. Und alle, die sich jetzt schütteln, für die ein Fußfetisch, offensichtlich ein Tabu ist, denen kann ich empfehlen: Schnappen Sie sich die Füße ihrer Partnerin oder ihres Partners nehmen Sie ein bisschen Babyöl und lassen Sie den Fuß sanft durch die Hände gleiten. Sie werden Spaß daran finden. Ich bin sicher."

Die Lust steckt schon im Strumpf

Im Vergleich zu Händen, die im Alltag ja ständig zum Einsatz kommen, haben Füße viel mehr erotisches Potenzial findet Alexander. Geheimnisvoll, oft in Strümpfen versteckt, müssen sie erst entblößt werden, um in Gänze studieren werden zu können. Und das Schöne daran ist: Die Lust steckt schon im Strumpf.
"Ich habe eine Leidenschaft für qualitätsvolle Strümpfe. Für den Alltag werden das ungefähr zehn bis 15 DIN – je nach Hautfarbe – sein. Das gibt einen schönen matten Glanz. Besonders schick finde ich, wenn durch solch einen Strumpf bunte Tattoos durchscheinen – schemenhaft, wie durch ein kleines Milchglasfenster. Es fühlt sich toll an, seidenweich und durch das Material bildet sich automatisch so ein feuchter Film auf dem Fuß, der ihn bei der Massage schön durch die Hand gleiten lässt."
Die Liebe zum Fuß: Was nach einem relativ harmlosen Fetisch klingt, ist nach wie vor ein Tabuthema. Weswegen Alexander hier weder unter seinem eigenen Namen noch mit seiner eigenen Stimme spricht.

Die Erotisierung des Tabus

Undine, die als Sexworkerin in Hamburg arbeitet, setzt genau hier an: "Füße werden von vielen Menschen als schmutzig wahrgenommen. Wahrscheinlich habe ich auch selbst ein gewisses gesellschaftliches Tabu mitbekommen. Also viele Menschen finden Füße irgendwie eklig. Und ich glaub, aus diesem Tabu entsteht auch eine große Faszination. Es ist ja oft so, dass die Dinge, die in irgendeiner Form konfliktbehaftet sind oder ein Tabu darstellen, erotisch belegt werden. Ich sage mal: Menschen tun nachts im Bett das, wogegen sie tagsüber demonstrieren gehen. Das heißt, sobald irgendetwas nicht ganz koscher ist, wird es interessant und wird auch erotisch umgesetzt."
Auf ihrer Homepage beschreibt Undine Fußerotik als ihre Leidenschaft. Postet Fotos ihrer Füße in High Heels, mit lackierten Zehennägeln.
"Für mich ist das natürlich auch sehr mit einem Machtgefälle verbunden. Ich mag es, mit Machtgefällen zu spielen, sie zu inszenieren. Und natürlich hat es einen besonderen Reiz für mich, wenn sich jemand mir zu Füßen liegt und zu Diensten ist. Tatsächlich kann ich schon von einer guten Fußmassage bis zum Orgasmus kommen. Aber auch andere Spielarten finde ich spannend: Mit meinen Füßen zu spielen, mit meinen Füßen mein Gegenüber zu erregen, auch mit meinen Füßen Schmerz zuzufügen."

Der Liebling unter den Körperteilen

Neben Trampling, Toe-Sucking, Footjobs gibt es unter den Spielarten des Fußfetischs auch das Crunching – hier wird von nackten Füßen zerdrücktes Essen von eben diesen herunter geschleckt. Bei allseitigem Einverständnis kann das Spiel mit den Füßen sehr vielseitig sein und viel Spaß bringen, findet Undine. Deswegen sei es wohl auch so beliebt:
"Das ist ein sehr, sehr weit verbreiteter Fetisch. Von allen, sagen wir mal, ungewöhnlicheren Körperteilen, sind die Füße doch die beliebtesten. Das alles macht einen großen Teil meiner Arbeit aus."

Footjob mit Abstand

Wegen Corona arbeitet Undine derzeit allerdings nur online. Footjobs fallen bei ihr im Moment aus. Die Nachfrage danach scheint aber generell zu wachsen.
"Ich weiß von Kolleginnen, dass das durchaus was ist, was jetzt auch unter den strengen Auflagen möglich ist. Das ist natürlich noch eine Spielart, bei der man gut Abstand halten kann. Besser als bei manchen anderen."
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