Fußball-WM und Familie

Wie man mit Kindern über Menschenrechte in Katar spricht

05:11 Minuten
Die Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft stellen sich zum Foto auf und halten sich die Hand vor den Mund.
Auch die Protestgeste der deutschen Fußballnationalmannschaft in Katar kann man Kindern erklären. Die Fifa hatte den Spielern verboten, die "One Love"-Armbinde zu tragen, die Vielfalt symbolisieren sollte. © imago / Russian Look / Dmitry Golubovich
Roland Krüger im Gespräch mit Ute Welty · 24.11.2022
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Spiele schauen und Menschenrechtsverletzungen in Katar thematisieren: Das rät Kakadu-Redakteur Roland Krüger Familien. Eltern könnten Kindern erklären, warum sie bei der WM nicht nur an Fußball denken, sondern auch an Sklavenarbeit und Homophobie.
In Familien mit Kindern wird derzeit diskutiert, wie man mit der Fußball-WM in Katar umgehen sollte: Fernseher an oder aus? Menschenrechtsverletzungen in Katar zum Thema machen oder nicht? Und wie erklärt man zum Beispiel Kindern im Grundschulalter, was für ein Staat Katar ist?
Kakadu-Redakteur Roland Krüger rät entschieden davon ab, den Fernseher aus zu lassen – "erstens weil das längst überholte Erziehungsmethoden sind, zweitens wollen Kinder Fußball sehen, weil sie Fußball sehen wollen, und nicht, weil sie die Zustände in Katar unterstützen wollen".
"Wahrscheinlich wäre es auch in der Durchsetzung schwierig, wenn man selbst oder jemand im Bekanntenkreis dann doch guckt", gibt er zu bedenken. Manche Kinder wüssten zudem "relativ schnell", bei welchen Freunden sie zumindest die Nachmittagsspiele doch sehen könnten:

Sklavenarbeit und Homophobie thematisieren

"Wir können aber doch unseren Kindern sagen, dass uns selbst bei der WM nicht ganz wohl ist, dass wir Bauchschmerzen haben und dass wir diesmal vielleicht doch nicht nur an Fußball denken, wenn wir ein Spiel sehen, sondern auch an Menschenrechte, an Sklavenarbeit und an Homophobie."

Menschenrechtsverletzungen könne man gerade auch jüngeren Kindern erklären, so Krüger. Es gehe ja nicht um die Vorgänge auf dem Rasen, sondern um die Zustände im ausrichtenden Land:
"Man kann das tun, indem man den Kindern erzählt, dass beim Bau der Stadien viele Menschen ums Leben gekommen sind, dass deren Familien keine Entschädigungen bekommen haben, dass in Katar Männer nicht Männer lieben dürfen und Frauen nicht Frauen und deswegen wir froh sein können, dass es hierzulande andere Regeln gibt und andere Gesetze."

Kein gutes Argument zum Abschalten des Fernsehers

Krüger betont außerdem: "Mir fällt kein einziges gutes Argument ein, einem Kind, dem ich das ganze Jahr hindurch erzähle, wie gut Bewegung ist, wie wichtig Sport ist für die Gesundheit, für den Teamgeist, diesem Kind jetzt zu erzählen, jetzt gucken wir alle lieber weg, weil vor zwölf Jahren irgendwelche Funktionäre die abenteuerliche Idee hatten, die WM in Katar auszurichten. Das ist Politik und kein Sport."
Er könne sich nicht vorstellen, "dass irgendjemand die Menschenrechte in Katar verbessert, wenn er oder sie ein Spiel demonstrativ nicht guckt", sagt Krüger. Etwas Tröstliches hat er auch: Nicht alle künftigen großen Sportereignisse fänden in Ländern mit "beklagenswerten Menschenrechten" statt: Die nächsten Olympischen Spiele richteten Paris und Los Angeles aus, und die kommende Fußball-WM finde in den USA, Mexiko und Kanada statt.
(bth)

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