Fran Lebowitz: „New York und der Rest der Welt“

Einfach Kult!

06:37 Minuten
Das Cover von Fran Lebowitz' Buch "New York und der Rest der Welt" zeigt das Gesicht einer Frau, in deren Brille sich die Skyline von New York spiegelt.
© Rowohlt Berlin

Fran Lebowitz

Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Hedinger & Willi Winkler

New York und der Rest der WeltRowohlt Berlin, Berlin 2022

352 Seiten

22,00 Euro

Von Eva Hepper |
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Seit Mitte der 70er-Jahre schreibt Fran Lebowitz buchstäblich über alles und jeden – gnadenlos komisch, ungeheuer scharfsinnig und mit schwarzem Humor. Nun erscheinen ihre Geschichten „New York und der Rest der Welt“ endlich auf Deutsch.
Der Klappentext zu ihrem Buch liest sich wie einer ihrer Witze aus früheren Tagen. Fran Lebowitz, so heißt es dort, arbeitete unter anderem als Taxifahrerin und Putzfrau. Tatsächlich hatte sich die New Yorker Autorin in einem längeren Text einen Spaß daraus gemacht, „pittoreske Jobs“ für Schriftsteller aufzuzählen, um deren Kurzbiografien aufzupeppen. Sie empfahl: Holzfäller, Buchmacher, Schäfer oder Porno-Autor.
„Entdeckt von Andy Warhol“ kam ihr damals nicht in den Sinn, und doch steht genau das in ihrer eigenen Schutzumschlag-Vita; direkt unter dem Hinweis aufs Taxifahren und Putzen. So kann es gehen, wenn die Realität die Fantasie überholt, und die wirkliche Karriere schillernder ist als die Fiktion.

"Goldstandard für Intelligenz und Humor"

Fran Lebowitz ist heute eine Kultfigur und wird gefeiert als „der Goldstandard für Intelligenz und Humor“ (David Sedaris). Das verdankt sich auch einer Netflix-Serie ihres Freundes Martin Scorsese. Gemeinsam mit dem Regisseur wandert die 71-Jährige darin durch die Metropole und kommentiert das Stadtleben in all seinen Aspekten. Gnadenlos komisch!

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So sind auch ihre Texte, die sie in den 1970er- und frühen 80er-Jahren vor allem für Andy Warhols Zeitschriften „Interview“ und „Mademoiselle“ geschrieben hat. 1994 wurden diese erstmals gesammelt veröffentlicht, jetzt erscheinen sie endlich auf Deutsch.

Nichts, worüber sie nicht schreibt

Es gibt nichts, worüber Fran Lebowitz nicht geschrieben hat. Mit messerscharfer Beobachtungsgabe und fulminantem Sprachwitz lässt sie sich aus über Moden, Friseurbesuche, Sport, Lektüre, Abgabetermine, Rauchen, Reisen, über Technik und Wissenschaft, Kinder und Haustiere, Essen, Schlafen, Wohnungssuche, Haushälterinnen, die Marotten ihrer Mitmenschen und nicht zuletzt auch über eigene Spleens.
Fran Lebowitz steht in cooler Pose und mit Sonnenbrille an einer New Yorker Straße, auf der Taxis fahren.
Cool und unnahbar, so kennt und liebt man sie: Die New Yorker Essayistin Fran Lebowitz, hier in Martin Scorseses Porträtfilm "Public Speaking" von 2010.© imago / Everett Collection / Rialto Pictures
Rauchen? „Rauchen ist aus meiner Sicht das Einzige, was dafür spricht, erwachsen zu sein.“ Rom? „Nach zwei oder drei Stunden wird einem klar, dass Fellini Dokumentarfilme gedreht hat“. Amerikabesuch? „Bringen Sie Ihr eigenes Essen mit“. Haustiere? „Wenn Du nach einem menschlichen Künstler benannt worden bist, dann lauf weg.“

Hintergründige Kurzgeschichten  

Jede der Geschichten ist nur wenige Seiten kurz. Nicht alle zünden gleichermaßen, aber in den besten jagt eine Pointe die nächste. Und Fran Lebowitz ist nicht nur witzig, sie kann auch bösen, hintergründigen Humor.
Etwa wenn sie das Prinzip „Wie angelt man sich einen Millionär“ umdreht und Reichen Tipps gibt, wie sich ärmere Menschen kennenlernen lassen: „Ein Problem … Die ärmere Person war nicht mit ihrem Bruder auf einer Privatschule.“ Oder wenn sie Vermietern vorwirft, „Küchen von den Ausmaßen eines Brandyschwenkers“ anzubieten.
Fran Lebowitz zu lesen, macht großen Spaß. Ihre Themen sind entweder zeitIos – Friseurbesuch! – oder aber gerade wieder aktuell, wenn es etwa um Selbstoptimierung, Kindererziehung, Fitnesswahn oder unbezahlbare Wohnungen geht. Nicht schlecht für eine Autorin, die aus einer Familie stammt, „deren literarisches Vermächtnis sich weitgehend auf Ansichtskarten beschränkte“.

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