Fotoagentur Magnum

Bilder gelöscht – für den Schutz von Minderjährigen

06:28 Minuten
Magnum-Fotograf David Alan Harvey schaut sich bei einer Ausstellung eines seiner Fotos genauer an.
Werke von David Alan Harvey (hier bei der Begutachtung eines seiner Fotos) wurden aus der Magnum-Bilddatenbank entfernt. © picture alliance / AP Photo / Kamran Jebreili
Karen Fromm im Gespräch mit Max Oppel · 17.08.2020
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David Alan Harvey ist ein Großer des Fotojournalismus. Die Agentur Magnum hat nun aus ihrer Datenbank seine Fotos gelöscht - die minderjährige Prostituierte zeigen. Deren Schutz habe Vorrang vor der Kunst, sagt Fotografieprofessorin Karen Fromm.
Einfach mit der Kamera draufhalten und knipsen – das mag früher üblich gewesen sein. Auch David Alan Harvey, inzwischen Mitte 70, hat wohl viele seiner vielgerühmten Fotos so gemacht. Die Fotoagentur Magnum, die ihn vertritt, hat jetzt einen bemerkenswerten Schritt gemacht und Fotos von Harvey aus ihrem Bildarchiv gelöscht.
Der Grund: Die Motive stammen aus der Serie "Bangkok Prostitutes" von 1989. Zu sehen sind minderjährige Prostituierte, die mit Kunden aus dem Westen in Nachtclubs unterwegs sind, die also nicht legal fotografiert und ausgestellt wurden. Seit Freitag ist sogar die gesamte Magnum-Datenbank offline.

Problematischer sexueller Kontext

Karen Fromm, Professorin für Fotojournalismus an der Hochschule Hannover, begrüßt diesen Schritt. Zwar sei Harvey einer "der großen alten Protagonisten der Szene", der durch seine Fotoreportagen aus aller Welt berühmt geworden sei, jedoch stehe dem der Schutz von Minderjährigen gegenüber.
Ein Autor einer Fotonachrichtenseite hatte verschiedene Agenturdatenbanken untersucht und entdeckt, dass man mit der Stichwortkombinationen wie "prostitute", "teenage girl" und "breast" zu Fotos fand, die "offenbar explizite Nacktheit bei minderjährigen Mädchen zeigen, im Kontext von Prostitution", erklärt Karen Fromm.
Dies könnten genauso gut Begriffe sein, unter denen jemand gezielt suche, der sich für Kinderpornografie interessiere. Der sexuelle Kontext sei deshalb sehr problematisch, auch wenn man sicherlich davon ausgehen könne, dass Harvey bei seiner Fotoreportage nichts mit Kinderpornografie im Sinn gehabt habe.

Fotos immer einordnen

Karen Fromm sagt weiter, die Magnum-Bilddatenbanken offline zu stellen, habe Signalwirkung und bedeute aus Sicht der Agentur: "Wir haben begriffen, dass wir stärker reflektieren müssen, was unsere Arbeit bedeutet, was Bilder bedeuten, die in aller Welt verfügbar sind", so die Professorin.
Fromm hält viel davon, Fotos wie jene von Harvey künftig immer zu kontextualisieren – mit Infotexten, die sichtbar werden, wenn man mit der Maus über das Bild fährt.
(mkn)
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