Folge 10

Wachgerüttelt, durchgeschüttelt

38:56 Minuten
Eine Frau hat sich einen #MeToo-Schriftzug auf den Unterarm geschrieben.
Welche Themen bestimmten das Theaterjahr 2018? © imago stock&people
Von Susanne Burkhardt und Elena Philipp · 22.12.2018
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Was bleibt im Rückblick auf die Debatten dieses Theaterjahres? #MeToo, ganz klar. Über Gleichstellung sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit France-Elena Damian vom Verein Pro Quote Bühne und diskutieren darüber, ob Theatermacher mit rechten Ideologen reden sollten.
Wachgerüttelt wurde der Theaterbetrieb 2018 in Folge von #MeToo von einer Machtmissbrauchsdebatte, die rasch zur Diskussion über Arbeitsbedingungen und Fragen der Gleichstellung wurde. Wie sehr diese Debatte zu einem Bewusstseinswandel beigetragen hat, erzählt im Theaterpodcast #10 France-Elena Damian von Pro Quote Bühne. Seit einem Jahr ist der Verein aktiv in der Lobbyarbeit für die Frauenquote. Auch wenn die angestrebten 50 Prozent Frauen in allen Theaterberufen noch lange nicht erreicht sind, sind doch Veränderungen spürbar – offene Intendanzen wurden im vergangenen Jahr nicht selten mit Kollektiven oder Leitungsteams besetzt. Vielleicht ist das ja auch ein Modell für die Berliner Volksbühne? Um deren Zukunft ist es, nach einem letzten lauten Knall bei Chris Dercons Demission, recht still geworden.

Was ist da los in Wuppertal?

Übererfüllt hat die Frauenquote das Tanztheater Wuppertal – wenn auch nicht freiwillig, sondern qua Gerichtsbeschluss. Die Intendantin Adolphe Binder, im Juli fristlos gekündigt, hat ihren Prozess vor dem Wuppertaler Arbeitsgericht gewonnen. Gegen ihren rechtmäßigen Wiedereintritt verwehrt sich nun die Geschäftsleitung des Tanztheaters mit einem Hausverbot und der Ankündigung, in Berufung zu gehen. Eine Nachfolgerin ist auch schon am Start. Was ist da los in Wuppertal? Darüber hat das Theaterpodcast-Duo mit Nicole Bolz gesprochen, die als Redakteurin der Wuppertaler Rundschau zur Aufklärung der Affäre beiträgt.

Mit Rechten reden?

Wer sagt, was ist? Um Deutungshoheit über die Vorgänge geht es in Wuppertal. Aber auch bei den zunehmenden Angriffen rechtsorientierter Gruppen und Organisationen auf die Kultur geht es – den Rechten zufolge – um die Frage, wer das gesellschaftliche Narrativ bestimmt. Anlässlich der "Erklärung der Vielen", mit der sich im November über 140 Kulturinstitutionen für Demokratie und Vielfalt aussprechen, diskutieren Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit ihrem Studiogast France-Elena Damian darüber, inwieweit Theater sich öffnen sollten und wo der Dialog vielleicht auch enden muss.

Mehr zum "Theaterpodcast"

Einmal im Monat greift Der Theaterpodcast die wichtigen Debatten rund um das Theater und seine Macher und Macherinnen auf. Über die Kunst und den Betrieb, in dem immer noch zu wenig Frauen das Sagen haben, sprechen zwei Theaterredakteurinnen, Susanne Burkhardt vom Deutschlandfunk-Kultur-Theatermagazin Rang 1 und Elena Philipp vom Online-Portal nachtkritik.de.

Hier geht’s zum Theaterpodcast des Monats Dezember.

Die Stimmen: Susanne Burkhardt studierte Kulturwissenschaft, Betriebswirtschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und in London (Middlesex University). Sie ist Diplom-Medienberaterin und begann ihre Radio-Karriere als Hörspielregieassistentin beim Sender Freies Berlin (später RBB). Nach einem Volontariat beim Deutschlandradio ist sie seit 2001 Redakteurin, Autorin und Moderatorin beim Deutschlandfunk Kultur ("Fazit", "Rang 1 – Das Theatermagazin").

Elena Philipp studierte in Freiburg Politik und Soziologie, entschied sich nach einer Regiehospitanz aber für ein Studium der Theater-, Film und Literaturwissenschaft in Berlin. Dort arbeitete sie für Tanzfestivals, gründete ein Literaturmagazin und ein Text-Ton-Festival mit und etablierte beim Literaturwettbewerb Open Mike das Livebloggen. Seit 2006 schreibt sie für Tageszeitungen und Fachmedien über Theater und Tanz. 2017 wurde sie Redakteurin beim Online-Theaterfeuilleton nachtkritik.de.

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