Biologin Mirjam Knörnschild
Sackfledermäuse, sie haben in ihrer Flughaut in der Nähe vom Unterarm eine kleine Tasche © imago / ibizacat
Verliebt in Fledermäuse
33:47 Minuten

Die Biologin Mirjam Knörnschild sitzt am liebsten still im Wald und nimmt Fledermauslaute auf. Dabei lassen sich spannende Dinge erforschen – etwa, dass Fledermausjunge wie Menschenkinder sprechen lernen. Ihr Favorit: Die Sackflügelfledermaus.
Eine kleine schneeweiße Fledermaus mit gelben Flügeln und einem gelben Gesicht – das war die erste Begegnung, die Mirjam Knörnschild auf einer Mittelamerika-Tour nach ihrem Abitur hatte. „Da war es komplett um mich geschehen. Seitdem bin ich verliebt.“ Die Liebe hielt: Heute leitet die Biologin das Labor für Verhaltensökologie und Bioakustik am Berliner Naturkundemuseum und forscht am Leibniz-Institut.
Faszination Sackflügelfledermaus
Wann immer sie kann, ist Mirjam Knörnschild unterwegs, um das Verhalten der Fledermäuse zu erkunden. „Mich begeistert vor allem, dass Fledermäuse ganz anders sind als wir, dass sie die Welt ganz anders wahrnehmen. Und durch meine Forschung habe ich die Möglichkeit, da ein bisschen einzutauchen. Ich versuche zu verstehen, was Fledermäuse über ihre Welt wissen und wie sie sich miteinander verständigen.“

Mirjam Knörnschilds Interesse gilt der Sprache der Fledermäuse, die sie mit einem hochempfindlichen Mikrofon aufnimmt und am Computer analysiert.© Deutschlandradio / Claudia Rahlmeier
Etwa 1400 verschiedene bekannte Fledermausarten gibt es. Mirjam Knörnschild hat es besonders die Sackfügelfledermaus angetan. „Das ist eine ganz entzückende kleine Fledermaus. Sie hat braunes Fell mit weißen gezackten Streifen auf dem Rücken. Und sie hat in ihrer Flughaut in der Nähe vom Unterarm eine kleine Tasche, und in dieser Tasche bewahren die Männchen selbst gemachtes Parfüm auf.“ Mit dieser ganz speziellen Sekret-Mischung bezirzten sie die Weibchen, so die Forscherin.
Die Sprache der Fledermäuse
Mirjam Knörnschilds Interesse gilt der Sprache der Fledermäuse, die sie mit einem hochempfindlichen Mikrofon aufnimmt und am Computer analysiert. „Manchmal hat man das Glück, dass manche Fledermaus-Arten auch einen Teil ihrer Informationen im hörbaren Bereich präsentieren, im Normalfall unter 20 Kilohertz. Aber der Großteil ist häufig im Ultraschall.“
Und worüber verständigen sich Fledermäuse? „Fledermäuse reden über genau 'dieselben Dinge' wie andere Tiere auch: Es geht um territoriale Verteidigung. Es geht darum, Weibchen an zu balzen. Mütter unterhalten sich mit ihren Jungtieren, Gruppenmitglieder versuchen, in Kontakt zu bleiben, während sie gemeinsam jagen.“ Und die Jungtiere brabbelten ähnlich wie menschliche Babys.

Eine historische Biologiezeichnung der Sackfledermaus aus Mittelamerika (Saccopteryx lepturus), ca. 1700 - 1880.© imago / Artokoloro
Dem schlechten Image der Fledermäuse in diesen Corona-Zeiten tritt Mirjam Knörnschild entgegen: Heimische Fledermäuse seien mit Sicherheit keine Gefahr, eher umgekehrt. „Da müssen wir eher schauen, dass wir Menschen die Fledermäuse nicht anstecken.“ Fledermäuse könnten Tollwutviren haben, dagegen seien die Forschenden aber geimpft. Letztlich wisse man noch nicht genug über den Ursprung des neue Coronavirus.
(sus)