Energiepreise, Personalnotstand, Corona

Droht unserem Gesundheitssystem der Kollaps?

53:46 Minuten
Illustration: Draufsicht eines Patienten im Krankenhausbett, angeschlossen an Tropf und Überwachungsmonitor.
Die deutsche Gesundheitsversorgung leidet auch unter den hohen Energiepreisen © imago / Ikon Images / Skopein
Moderation: Birgit Kolkmann · 28.10.2022
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Unser Gesundheitssystem ächzt unter Finanzsorgen und zu wenig Personal. Hinzu kommt: die Corona-Fälle in den Krankenhäusern nehmen wieder zu. Energiepreise und immer kostenintensivere Therapien erhöhen den Druck im System. Bis zur Überforderung?
Die Gesundheitsausgaben laufen in Deutschland aus dem Ruder. Das hat mit dem - an sich wünschenswerten - medizinischen Fortschritt zu tun. Aktuell kommen die hohen Energiepreise hinzu. Aber auch der demografische Wandel ist ein Kostentreiber. Ältere Menschen brauchen in der Regel mehr kassenfinanzierte Leistungen als jüngere. Die Bundesregierung reagiert mit ihrem in der Branche viel kritisierten Finanzstabilisierungsgesetz. Krankenkassen, Krankenhäuser, Apotheken und Pharmaunternehmen sollen sparen, um die Beitragszahlungen der Krankenversicherten zu begrenzen, aber trotzdem Leistungseinschränkungen zu verhindern.
Gesundheitsökonomen kritisieren den fehlenden Wettbewerb, die mangelnde Effizienz und eine Überversorgung in vielen Bereichen in der deutschen Gesundheitsversorgung. Das führe nicht zu einer besseren Qualität, sondern es verschärfe strukturell den Fachkräftemangel in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Die Kritiker fordern Reformen im System – zum Beispiel: Wahltarife nicht nur für Privatversicherte sowie eine höhere Eigenbeteiligung. Und eine stärkere Spezialisierung, gepaart mit Bettenabbau in der Krankenhauslandschaft.

Corona belastet Kliniken

Und dann ist da ja noch die Pandemie. Aufgrund der steigenden Corona-Infektionen landen wieder mehr Covid-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, selbst wenn die Verläufe in der Regel milder sind. Auch unter Ärzteschaft und Pflegepersonal nimmt die Zahl der Infizierten erneut deutlich zu - mit entsprechenden Ausfällen. Deshalb wird in Deutschland wieder über die Einführung einer Maskenpflicht in Innenräumen diskutiert. Bundesgesundheitsminister Lauterbach wirbt zudem bei älteren Menschen und Risiko-Patienten für eine vierte Impfung.
Ist das Gesundheitssystem hierzulande noch zeitgemäß? Lässt sich Finanz- und Personalnot bei der Gesundheitsversorgung ohne Leistungseinschränkungen für die Versicherten begegnen? Wie gehen andere europäische Länder mit den Problemen um?

Es diskutieren:
Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Fakultät Wirtschaft und Management der Technischen Universität Berlin, Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheitswesen und in der Krankenhaus-Zukunftskommission
Henriette Neumeyer, Professorin und Studiengangsleiterin Master of Science Healthcare Management, Nordakademie gAG, Beraterin im Gesundheitswesen, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft
Christian Karagiannidis, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, leitender Oberarzt an der Lungenklinik Köln-Merheim, Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung und in der Krankenhaus- Zukunftskommission
Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, Honorarprofessorin an der Universität Bremen, Fachgebiet Pflegewissenschaft, Therapeutische Grundlage

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