Filmverleih streamt Arthouse-Filme

Kino auf dem Sofa

06:48 Minuten
Das Foto zeigt einen kleinen dunkelhäutigen Jungen mit einer adelig gekleideten Frau aus dem frühen 18. Jahrhundert.
"Angelo", ein Film über den Aufstieg eines Sklaven, ist jetzt auch online bei „Grandfilm“ zu sehen. © Grandfilm
Patrick Horn im Gespräch mit Max Oppel |
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Die Kinos bleiben auf unbestimmte Zeit geschlossen. Damit Cineasten dennoch auf ihre Kosten kommen, bietet der Verleih "Grandfilm" jetzt online Filme wie "Angelo" und "Zama" an. Die Initiative hilft auch den Kinobetreibern – sie werden am Gewinn beteiligt.
Filme zu Hause streamen, das ist für viele auch ohne Corona-Pandemie schon "das neue Kino". Jetzt sind die Säle tatsächlich geschlossen, die kleinen Programmkinos kämpfen einmal mehr ums Überleben. Der Verleih "Grandfilm" hat sich eine Rettungsaktion ausgedacht: Er bietet gegen Kinopreise Filme zum Streamen an und teilt die Einnahmen mit den Independentkinos.
Patrick Horn ist Geschäftsführer bei "Grandfilm", der sich online gegen Konkurrenten wie Netflix oder Sky behaupten muss. Aktuell gebe es ein kuratiertes Filmprogramm für Erwachsene und Kinder auf der Homepage, berichtet er. Darunter seien "Die Maske" von Małgorzata Szumowska, der im letzten Jahr den Silbernen Bären der Berlinale gewonnen hat, "Angelo" von Markus Schleinzer, "Zama" von Lucrecia Martel und "Der Junge und die Welt" von Pedro Costa.

Die Hälfte der Einnahmen kommt in einen Kinotopf

Die Einnahmen sollen transparent unter den beteiligten Programmkinos im Bundesgebiet aufgeteilt werden, sagt Horn. Für zehn Euro werde ein Film angeboten, der Streaminganbieter nehme zehn Prozent, am Ende es gebe es dann neun Euro, die verteilt werden könnten, so Horn. "Davon bleiben 50 Prozent bei uns und 50 Prozent kommen in den Kinotopf."
Aktuell würden alle Verleihe ihre Filme streichen, sagt Horn. Daher sei damit zu rechnen, dass nach dem Ende der Coronapandemie viele Film herausgebracht würden. Für kleine Produktionen werde es dann schwierig sein. Bewusst verzichte "Grandfilm" darauf, neue Produktionen nur online anzubieten. Das wäre "unsolidarisch" gegenüber den Kinobetreibern, so Horn.
Für weitere Unsicherheit im alternativen Filmmarkt sorgt der Umstand, dass auch das französische Filmfestival Cannes vor einer Absage steht. Für das Artehouse-Kino sei Cannes der "Markt schlechthin", sagt Horn. "Für uns ist das eine Richtschnur, welche Filme man gesehen haben muss."
(jde)
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