FDP-Politiker Lambsdorff über Flüchtlingslager in Afrika

"Humaner als die Schlepperbanden"

Lager von Moria auf Lesbos
Auffanglager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Hier leben rund 6.000 Menschen unter schwierigsten Bedingungen. © LOUISA GOULIAMAKI/AFP
Alexander Graf Lambsdorff im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 29.06.2018
Auffanglager für Flüchtlinge in Nordafrika: Diesen Beschluss des EU-Gipfels befürwortet der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff. Angesichts illegaler Zuwanderung sei Abschottung durchaus legitim. Doch müssten gleichzeitig legale Wege nach Europa geschaffen werden.
Die Europäische Union unterstützt laut ihren Gipfelergebnissen Pläne, auch Aufnahmezentren außerhalb der EU für im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge zu schaffen. Dass diese Lager per se inhuman seien, dem widerspricht Alexander Graf Lambsdorff, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender im Bundestag:
"In Nordafrika ist alles besser, als die Menschen in den Händen der Schlepperbanden zu lassen mit Folter, Mord, Vergewaltigung und allem anderen, was da an Grausamkeiten ja uns auch inzwischen erreicht."
Alexander Graf Lambsdorff - stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag
Alexander Graf Lambsdorff - stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag © dpa/picture-alliance/Monika Skolimowska

Rückkehr, aber auch legale Zuwanderung

Er habe das Vertrauen in das UN-Flüchtlingshilfswerk und die Internationale Organisation für Migration, die die Zentren betreiben würden, "dass die erheblich besser, humaner sind als die Schlepperbanden".
Der langjährige Europaabgeordnete betonte, dass Abschottung bei illegaler Migration legitim sei: "Aber – und das ist das Entscheidende, und deswegen sage ich das – wir müssen auch die legale Migration organisieren." Doch welche Perspektiven hätten Flüchtlinge dann in diesen Lagern?
"Es gibt dort für diejenigen, die keine Chance haben auf einen legalen Aufenthaltstitel in Europa, in der Tat die Perspektive der Rückkehr in ihre Heimatländer. Aber für die anderen – und das steht ausdrücklich auch in den Schlussfolgerungen drin – da muss gesagt werden, wer internationale Solidarität braucht, wer unter die Genfer Flüchtlingskonvention fällt, wer subsidiären Schutz bekommen muss, der hat dann die Chance, legal nach Europa zu kommen."
Dass es jetzt den Druck gebe, eine gemeinsame Migrationspolitik und ein gemeinsames Asylsystem in Europa zu schaffen, liege an der Krise 2015: "Die nationalen Innenminister haben es 20 Jahre lang verschleppt, sabotiert und kaputtgemacht", so Lambsdorff.
(bth)

Das gesamte Gespräch mit Alexander Graf Lambsdorff hören Sie hier:
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