Facebook-Aktie stürzt ab

"Objektiv kann man auch sehr gut ohne Facebook leben"

Das Logo des sozialen Netzwerks Facebook und das Zeichen für "Gefällt mir nicht" (Daumen runter) werden auf einem Bildschirm angezeigt.
Die Erwartungen der Aktionäre lagen weit über dem Ausblick des Quartalsberichts von Facebook - die Aktie brach massiv ein. © dpa / Monika Skolimowska
Ulrike Herrmann im Gespräch mit Jenny Genzmer · 28.07.2018
Die Verluste von Facebook spiegeln vor allem die Nervosität an den Börsen wider, sagt die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Das Unternehmen bleibe "extrem wertvoll". Langfristig können sinkende Nutzerzahlen das Modephänomen Facebook allerdings beschädigen.
An der Wall Street in New York musste die Facebook-Aktie diese Woche einen Rekord-Kurseinbruch hinnehmen. Das Papier verlor um fast 19 Prozent und schloss bei 176 US-Dollar. Der Börsenwert des Unternehmens sank so mit einem Schlag um rund 120 Milliarden Dollar. Der Internet-Konzern hatte die Anleger mit seinem Quartalsbericht und dem Ausblick abgeschreckt. Weil die Nutzerzahlen vor allem in Europa nicht mehr so stark wachsen, steigen auch Umsatz und Gewinn von Facebook nicht mehr so stark wie gewohnt.

Unsicherheit der Aktionäre

Die großen Verluste an der Börse führten nicht dazu, dass Facebook weniger wert sei, als beispielsweise im Mai, sagte unser Studiogast, die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, im Deutschlandfunk Kultur.
Die Journalistin Ulrike Herrmann
Die taz-Journalistin Ulrike Herrmann© Deutschlandradio / Manfred Hilling
"Erst ist die Aktie stark gestiegen, jetzt ist sie stark gefallen, aber letztlich ist das Unternehmen immer noch extrem wertvoll." Es zeige sich vor allem die starke Unsicherheit an den Börsen, wo die Kurse sehr schwankten. "Das ist immer ein Krisenzeichen an den Börsen", sagte die taz-Journalistin und das treffe nicht nur Facebook. Die Aktionäre hätten mit einer noch höheren Rendite gerechnet.

Gefährdetes Modephänomen

Langfristig stelle sich natürlich die Frage, ob Facebook immer so viele Nutzer haben werde. "Objektiv kann man auch sehr gut ohne Facebook leben", sagte die Wirtschaftsjournalistin. Sie benutze das soziale Netzwerk auch nicht. Wenn die Nutzer das Gefühl hätten, dass ihre Daten missbraucht würden oder keine Lust mehr auf Shitstorms hätten, dann werde das für den Konzern existenziell. "Facebook ist tatsächlich sehr gefährdet, weil es in gewisser Weise ein Modephänomen ist", sagte Herrmann. "Es funktioniert nur dann, wenn jeder das Gefühl hat, er muss bei Facebook sein." In dem Moment, wo nicht mehr jeder dieses Gefühl teile, sei die Marke tot.

Ulrike Herrmann ist Wirtschaftsredakteurin bei der "taz". Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte sie die Henri-Nannen-Schule und studierte Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Seit dem Jahr 2000 arbeitet sie für die Berliner Tageszeitung "taz", unter anderem als Leiterin der Meinungsredaktion und als Parlamentskorrespondentin.

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