Eva Menasse über Salman Rushdie

„Ein wahnsinnig tapferer, mutiger und humorvoller Mann“

05:31 Minuten
Portät des Schriftstellers Salman Rushdie
„Der einzige Weg, dem Terrorismus zu widerstehen, ist, sich nicht terrorisieren zu lassen", hat der Schriftsteller Salman Rushdie einst gesagt. Nun wurde er Opfer eines Attentats. © picture alliance / abaca / Roses Nicolas
Eva Menasse im Gespräch mit Birgit Kolkmann · 14.08.2022
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Freiheitliche Regierungen müssen mehr Druck auf Länder wie den Iran ausüben, welche die Meinungsfreiheit bedrohen. Das hat die Co-Sprecherin des PEN Berlin, Eva Menasse, angesichts des Attentats auf den Schriftsteller Salman Rushdie gefordert.
Nach dem Attentat auf den Schriftsteller Salman Rushdie zeigt sich die Co-Sprecherin des PEN Berlin, Eva Menasse, „absolut schockiert und entsetzt“. Wir als Gesellschaft müssen angesichts solcher Taten „wehrhaft bleiben und uns dagegenstemmen, indem wir weitermachen, das freie Wort verteidigen und dazu aufrufen, diese Texte zu lesen“, betont die Autorin.
1989 hatte das damalige geistige Oberhaupt des Irans, Ajatollah Khomeini, die Jagd auf Rushdie wegen angeblicher Gotteslästerung in seinem Roman „Die satanischen Verse“ verfügt. Seitdem stand Rushdie unter Polizeischutz. „Aber irgendwann hatte er auch selber die Schnauze voll“, sagt Menasse.
„Er wollte aus dieser Geschützt-Werden-, dieser Weggesperrt-Werden-Situation unbedingt raus und hat sich dazu entschlossen, Schritt für Schritt sein normales Leben zurückzugewinnen.“ Er sei ein „wahnsinnig tapferer, mutiger und humorvoller Mann“.

Zu wenig Druck auf den Iran

Viele Regierungen hätten allerdings zu wenig Druck auf Staaten wie den Iran ausgeübt, um die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kulturschaffenden zu verteidigen, kritisierte Menasse.
„Wir haben Vereinigungen wie den PEN International und die nationalen PEN-Zentren, um immer wieder auf solche Bedrohungen hinzuweisen – und es würde uns nicht unbedingt brauchen, wenn die staatlichen Institutionen das für uns erledigen würden.“
Das gelte nicht nur bezüglich Salman Rushdie und der durch den Iran verhängten Fatwa, sondern auch im Fall Julian Assange: ein weiterer Skandal von „Justizwillkür und Rechtsbrüchen“, so Menasse, „die aber leider in diesem Fall nicht von den üblichen ‚bösen Regimen‘ wie Iran, Türkei und Russland begangen werden, sondern in diesem Fall von den USA. Da frage ich mich schon, warum in der EU und den europäischen Staaten nicht größerer staatlicher Protest geleistet wird.“

Hass und Drohungen über soziale Medien

Nach dem Attentat auf Rushdie werden Nachahmertaten befürchtet: Die Schriftstellerinnen J. K. Rowling und auch Taslima Nasreen sollen bereits Drohungen erhalten haben. „Es gibt immer diese Nachfolgetaten“, so Menasse dazu.
„Aber ich glaube, wir müssen als Gesellschaft auch noch mal über die sozialen Medien sprechen und über das Bedrohungspotenzial, das durch die sozialen Medien entsteht. Denn die Drohungen gegen J. K. Rowling und auch Taslima Nasreen finden alle auf Twitter und Facebook statt.“
(lkn)

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