Behinderte Menschen sichtbar machen
06:19 Minuten
Der 5. Mai ist Europäischer Protesttag zur Gleichstellung. Unter dem Motto „Behinderung macht #UNsichtbar“ tragen Aktivisten ihr Anliegen in die Öffentlichkeit. Die Forderungen seien immer noch drängend, meint die Journalistin Judyta Smykowski.
Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten sich den heutigen "Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung" sicher anders vorgestellt – mit Protesten und Kundgebungen in der Öffentlichkeit. Wegen des Coronavirus mussten sie ihre Aktivitäten jedoch ins Netz verlegen.
Unter dem Motto "Behinderung macht #UNsichtbar" wollen sie in einem Livestream die Stimmen zahlreicher behinderter Menschen hör- und sichtbar machen. Moderiert wird er von den Aktivisten Raul Krauthausen und Constantin Grosch.
Eine Forderung: Privatwirtschaft soll barrierefrei werden
"Eine sehr, sehr gute Sache", findet Judyta Smykowski. Sie sitzt selbst im Rollstuhl und schreibt und spricht über Behinderung als Journalistin und Podcasterin für "Leidmedien" und die "tageszeitung". "Da muss man natürlich auch bei den ganzen Livestreams – auch von Künstlerinnen daran denken, dass auch taube Menschen teilhaben können und dass es da Gebärdensprachdolmetschung gibt." Diese sei zusammen mit Untertiteln sehr wichtig. Anders als viele andere Livestreams in diesen Tagen bietet der Stream zum Aktionstag beides.
Die Forderungen, die in dem Stream gestellt werden, seien nicht neu, sagt Smykowski, aber immer noch drängend – wie die Verpflichtung der Privatwirtschaft, es den öffentlichen Behörden nachzumachen und barrierefrei zu werden: "Da muss man sich immer wieder fragen: Wo trinkt man seinen Kaffee – im Café, im Restaurant oder halt auf dem Amt."
Behinderte Menschen in den politischen Prozess einbeziehen
Behinderte Menschen müssten zudem sehr darauf achten, in der Diskussion um aktuelle Gesetzesvorhaben Stellung beziehen zu können – "denn sie werden nicht automatisch gefragt".
Es müsste sich etwas an den Strukturen ändern, fordert Smykowski: "Wir müssen Repräsentanz haben von Menschen mit Behinderung, und es darf nicht sein, dass man ständig auf der Hut sein muss, dass da jetzt gravierende Folgen kommen für unser ganzes Leben und wir das nur mitbekommen, wenn wir uns wirklich aktivistisch dafür einsetzen und auch Juristinnen mit Behinderung da mit einbeziehen." Diese sollten von Anfang an in den entsprechenden Gremien beratend einbezogen werden.
(sed)