Europäischer Filmpreis für "Quo vadis, Aida"

"Ein wichtiger Film, der weh tut"

07:58 Minuten
Jasmila Žbanić lächelnd und mit gekreuzten Armen.
Regisseurin Jasmila Žbanić hat ihren Film in der Dankesrede den Opfern und den Hinterbliebenen des Srebrenica-Massakers gewidmet. © imago / Future Image / Christian Behring
Jörg Taszman im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 11.12.2021
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Das Drama "Quo vadis, Aida?" der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić hat den Europäischen Filmpreis gewonnen. Filmkritiker Jörg Taszman findet das gerechtfertigt, hätte sich aber bei der Preisvergabe insgesamt mehr Vielfalt gewünscht.
Die diesjährige Verleihung des Europäischen Filmpreises fand, wie im Vorjahr, nur digital statt. Der Film "Quo vadis, Aida?" über das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkriegs wurde dreifach ausgezeichnet: Bester Film, beste Regie, beste Hauptdarstellerin.
In ihrer Dankesrede sagte Regisseurin Jasmila Žbanić, dass es die Frauen gewesen seien, die einen Weg gefunden hätten, Frieden in einem zerstörten Land zu schaffen, und dass es immer an den Frauen hängen bleibe, das von Männern geschaffene Chaos aufzuräumen.

Dieser Film tut weh

Der Kritiker Jörg Taszman sieht in "Quo vadis, Aida?" einen zweifellos starken Film. Die Geschichte über den Mord an 8000 muslimischen Männern und Jungen hat ihn erschüttert: "Es ist ein sehr wichtiger Film und einer, der weh tut."

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Als der Film im August in die deutschen Kinos kam, haben ihn nur wenige gesehen. Jörg Taszman würde es begrüßen, wenn der Preis nun dazu führt, dass sich mehr Leute mit diesem Film und seinem Thema auseinandersetzten.

Die Vielfalt des europäischen Films

Problematisch findet es Taszman allerdings, dass der Film gleich drei der Hauptpreise gewonnen hat: "Es gibt auch andere Filme, die ein anderes europäisches Kino zeigen." Dazu zählt er die nominierten Filme "Die Hand Gottes" von Paolo Sorrentino über das Leben in Neapel in den 1990er-Jahren oder "Abteil Nr.6" von Juho Kuosmanen über das Treffen zweier Außenseiter in einem Zugabteil nördlich des Polarkreises.
Der Preis für Anthony Hopkins als Bester Hauptdarsteller in "The Father" hat den Kritiker allerdings sehr überrascht: "Das ist ein bisschen wie ein Hollywood-Nachklapp. Es gab auch andere Filme, wo es die Darsteller mindestens genauso verdient hätten."

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In der Kategorie "Europäische Entdeckung" wurde Emerald Fennel für ihren Film "Promising Young Woman" geehrt. Für Tazsman eine gute Entscheidung, allerdings hätte er den Film auch sehr gerne unter den Nominierten für den Hauptpreis gesehen.

Zwei starke deutsche Filme blieben außen vor

Das deutsche Kino hatte beim Europäischen Filmpreis in diesem Jahr von vornherein schlechte Karten. Tazman findet das unverständlich. Mit "Fabian oder der Gang vor die Hunde" und "Lieber Thomas" gab es in diesem Jahr nach Taszmans Ansicht zwei starke deutsche Filme, die allerdings keine Nominierung erhalten haben.
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