Eröffnung der Frankfurter Buchmesse

Appell an gesellschaftliches Engagement

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Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen steht auf der großen Bühne bei der Eröffnungsfeier.
Mette-Marit von Norwegen ist die Literaturbotschafterin ihres Landes. © dpa/ Frank Rumpenhorst
Andrea Gerk im Gespräch mit Eckhardt Roelcke · 15.10.2019
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Eigeninitiative zeigen ist in diesem Jahr das Motto der Frankfurter Buchmesse. Den Rednern des Gastlandes Norwegen zur Eröffnung der Messe am Dienstag sei eine Mischung aus politischem und poetischem Auftakt gelungen, sagt Andrea Gerk.
Welchen Stellenwert die Literatur in Norwegen hat, zeige sich daran, dass die Kronprinzessin Mette-Marit als Botschafterin für Literatur mit einem Literaturzug in Begleitung von 20 norwegischen Autoren nach Frankfurt gereist ist. Überhaupt sei Norwegen in seiner Literaturförderung einzigartig, sagt Andrea Gerk, die die Eröffnung in Frankfurt miterlebt hat:
"Von jedem Buch, was veröffentlicht wird, werden vom Staat die ersten 750 Exemplare gekauft. Es gibt ein ganz großes Fördersystem von Bibliotheken und die Norweger lesen auch unglaublich viel: 15 Bücher pro Jahr."

Ein Gedicht zum Gruß

Der Traum, dass etwas Wunderbares geschieht und sich Herzen und Türen füreinander öffnen - darum geht es in dem Gedicht von Olaf Hauge (1908-1994), das die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit als Grußwort und Motto für ihre Eröffnungsrede bei der Frankfurter Buchmesse gewählt hatte.
So besonders dieser Vortrag war, so konventionell sei dann allerdings der Ablauf der Reden der norwegischen Schriftsteller Erika Fatland und Karl Ove Knausgård gewesen, sagt Andrea Gerk: "Es war ganz klassisch: erst die Dame."
Die beiden norwegischen Autoren Erika Fatland (l) und Karl Ove Knausgård stehen bei der Eröffnung der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse am 15.10.2019 nebeneinander.
Mit einer Doppelrede eröffneten die beiden norwegischen Autoren Erika Fatland (l) und Karl Ove Knausgård die Frankfurter Buchmesse. © Frank Rumpenhorst/dpa

Die Wirkung von Literatur

Die für ihre Reisebücher bekannte Autorin Erika Fatland habe sich auf ihre letzte Reise in den Himalaya bezogen und betont, wie wichtig es in solchen Schwellenländern sei, lesen und sich bilden zu können.
Auch Karl Ove Knausgård sei sich treu geblieben und habe über die nach seinem Ermessen wichtigste Eigenschaft von Literatur gesprochen: ihre Langsamkeit.
"Diese Langsamkeit ist ja wirklich etwas, das man in dem monumentalen Romanwerk von Karl Ove Knausgård erleben kann. Man wird selbst entschleunigt. Darüber hat er eben auch gesprochen, dass Literatur nicht so schnell verpufft, sondern wirklich etwas bewirkt."

Politische und poetische Eröffnung

Und damit hätten Knausgård und die anderen Redner an das Motto der Buchmesse angeknüpft, die mit dem Slogan "Create your Revolution" an Eigeninitiative und gesellschaftliches Engagement appelliert: "Ob es jetzt dabei um Antisemitismus, um Rassismus oder den Klimawandel geht - es war eine sehr politische und sehr engagierte aber eben auch poetische Eröffnung."
Dass nachhaltig für Literatur aus Norwegen geworben werde, zeige auch die Gestaltung des norwegischen Pavillons, dessen Gestaltungselemente nach der Messe weiterverwendet und an Buchhandlungen in Deutschland verschenkt werden sollen. Im Pavillon ließen als Kunstwerke gestaltete Büchertische an eine abstrakte Variante von Norwegens Landschaften denken, so Gerk:
"Ganz filigrane weiße Gestänge ragen aus diesen farbigen Tischplatten hervor und sehen aus wie unlesbare Buchstaben. Darunter findet man dann Thementische: einen Krimitisch, einen Kinder- oder auch Klassikertisch."
(mle)
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